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发表于 2012-6-18 22:45
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Die „weichen“ Formen der Verfolgung (ab den 1970er-Jahren)
a) Ausübende
Für die praktische Durchführung der „weichen“ Formen der Verfolgung war vor allem
das MfS verantwortlich, aber auch andere Institutionen und Personen waren beteiligt,
wie z. B. das Ministerium des Inneren, die Verwaltungsbehörden der Bezirke und
Kreise, Betriebs-, Universitäts- und Schulleitungen, Sparkassenfi lialen oder behandelnde
Ärztinnen und Ärzte.
b) Ziele
Ziel der „weichen“ Repressionsmaßnahmen, die das MfS „Zersetzung“ nannte und in einem eigenen
sogenannten „Politisch-Operativem Wörterbuch“ defi nierte, war es zunächst, so viel wie möglich
über die Betroffenen zu erfahren. Dann wurde versucht, so in ihr Leben einzugreifen und sie psychisch
zu beeinfl ussen und zu steuern, dass sie ihr kritisches Verhalten aufgaben. Um dieses Ziel zu
erreichen, wurden unterschiedliche Mittel und Methoden eingesetzt, oft auch in Kombination.2
c) Mittel und Methoden
􀂃 Die Betroffenen wurden systematisch durch hauptamtliche und inoffi zielle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern (􀂸 IM) des MfS überwacht und bespitzelt, sie wurden abgehört und ihre Post wurde
kontrolliert, um Anhaltspunkte für ein Vergehen zu fi nden oder sie zu verunsichern. Meist waren
diese Maßnahmen für die Betroffenen nicht sichtbar, manchmal wurden sie aber auch offen durchgeführt.
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􀂃 Kontakte zwischen Ost und West wurden systematisch unterbunden, indem den Betroffenen keine
Aus- oder Einreisegenehmigungen erteilt wurden, ihre Post einbehalten wurde und Telefongespräche
gestört wurden.4
􀂃 Im persönlichen und berufl ichen Umfeld der Betroffenen wurden gezielt Konfl ikte, Schwierigkeiten
und Misserfolge herbeigeführt, um sie zu verunsichern und zu entmutigen und ihnen somit die
Energie und Zeit für ihr kritisches Engagement zu nehmen.
􀂃 Persönliche und berufl iche Beziehungen wurden belastet bzw. zerstört, indem demütigende Gerüchte
über die Betroffenen verbreitet wurden. Dazu gehörten Aussagen wie, dass sie im Beruf versagen
würden, alkoholabhängig seien, ihre/n Ehepartner/in betrügen würden, homosexuell seien
oder Kontakte zu rechtsextremen Kreisen, zu westlichen Geheimdiensten oder zum MfS pfl egen würden.
Besonders der Verdacht, dass die Betroffenen heimlich Kontakte zu einfl ussreichen staatlichen
Stellen unterhielten, konnte zusätzlich verstärkt werden, indem ihnen unvermittelt Vergünstigungen
und Privilegien gewährt wurden, z. B. Westreisen, eine größere Wohnung, ein Telefonanschluss,
Urlaubsplätze, Karrierechancen oder Auszeichnungen.
􀂃 Die Betroffenen wurden psychisch zermürbt, indem ihnen anonyme5 oder pseudonyme6 Briefe
gesendet, sie durch regelmäßige (nächtliche) Telefonanrufe belästigt, beschimpft und bedroht sowie
anrüchige Annoncen oder Bestellungen in ihrem Namen aufgegeben wurden.7
􀂃 Um die Betroffenen einzuschüchtern oder womöglich „auszuschalten“, wurden z. B. ihre Fahrzeuge
beschädigt, wurde körperliche Gewalt gegen sie angewendet, ihre Lebensmittel wurden vergiftet,
sie wurden ärztlich falsch behandelt (bis hin zur Einweisung in psychiatrische Kliniken) oder
es wurden auch eventuelle Selbstmordabsichten unterstützt.8
Die Betroffenen wurden durch strafrechtliche Maßnahmen schikaniert und eingeschüchtert. Dazu
gehörten u. a. Hausdurchsuchungen, Zuführungen9, Vernehmungen, Beschlagnahmungen, Einziehung
des Fahrzeugs, Entzug des Führerscheins, Ausbürgerungen, Aufenthaltsbeschränkungen (Hausarrest10,
Berlin-Verbot u. ä.), Ordnungsstrafen, (angedrohter) Entzug des Erziehungsrechtes für die
eigenen Kinder und Ausstellung eines behelfsmäßigen Personalausweises, der jede legale Ausreise
aus der DDR, auch in die befreundeten sozialistischen Nachbarstaaten, unmöglich machte.
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