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本帖最后由 蟹肉 于 2018-2-23 01:55 编辑
Alltag eines Hartz-IV-Empfängers: Essen, schlafen, sterben
http://www.huffingtonpost.de/ent ... ee3e4b03414379bd7b5
Mein arbeitsloser Vater hat sich totgehartzt.
Ich bin aufgewachsen als Kind von Hartz-IV-Empfängern. Meine Eltern kamen kurz vor meiner Geburt aus Polen nach Deutschland, haben gearbeitet, ihre Jobs verloren und mussten dann mit anderen Mitteln über die Runden kommen.
Das bedeutete weder ein entspanntes Dasein noch, dass ich dadurch mehr Zeit mit meinen Eltern verbringen konnte.
So sah der typische Alltag meines Vaters mit Hartz IV aus:
► 11 Uhr: Aufstehen. Kein Wecker klingelt. Es ist dunkel im Zimmer, zu jeder Tages- und Jahreszeit, denn die Fenster sind mittlerweile mit Holzbrettern zugenagelt. Das Tageslicht hat scheinbar keine Bedeutung mehr für ihn, der ständige Wechsel von Hell und Dunkel ist wohl eher eine Belastung, als ein Signal, aktiv zu werden oder zur Ruhe zu kommen.
► 11.05 Uhr: Maximal mit einem Bademantel bekleidet tapert mein Vater ins Bad und putzt seine Zähne. Ohne sich anzuziehen begibt er sich danach ins Wohnzimmer auf die Couch und legt sich auf die Seite, sodass er den Fernseher gut sehen kann, den er gleich einschaltet. Was läuft, ist nicht wichtig.
►11.15 Uhr: Meine Mutter anblöken, dass sie Tee machen soll. Zeit hätte man, um selbst Wasser aufzusetzen – aber keine Muße. Meine Mutter gehorcht. Kurz nach dem Tee wird ein reichhaltiges Frühstück serviert, meistens Brot mit extra viel Butter oder Bratkartoffeln mit Eiern.
Die Ernährung meines Vaters ist nicht abwechslungsreich, stellt aber offensichtlich den einzigen Genuss seines Alltags dar. Essen ist Beschäftigung, deswegen isst er viel.
►12 Uhr: Fernsehen. Es läuft ein alter Film auf Kabel Eins. Oder Sport, am liebsten Skispringen, wenn die Jahreszeit stimmt. Die monotonen Abfahrten und kurzen Flüge über schneebedeckte Pisten lassen meinen Vater seufzen, mit der Zunge schnalzen oder gar aufschreien.
►14 Uhr: Mittagessen – Fleisch mit Kartoffelbeilage. Fast jeden Tag gibt es paniertes Schnitzel. Hin und wieder Frikadellen. Ausnahmsweise setzt sich mein Vater zum Essen auf. Während er weiter auf den Fernseher starrt, schaufelt er das Essen schweigend in sich hinein.
►15 Uhr: Mittagsschlaf. Einen Daumen in die Wange gedrückt schnarcht mein Vater laut vor sich her. Zu dieser Zeit muss absolute Stille in der Wohnung herrschen – mein Vater braucht die Ruhe, selbst wenn unklar ist, bei welcher Gelegenheit er sich erschöpft hat. Als müsse er sich von seinem Dasein erholen.
Entweder wird weiter fern gesehen oder Online-Poker gespielt
►17 Uhr: Fernsehen. In einem Dämmerzustand verfolgt mein Vater das vorabendliche Programm. Zum x-ten Mal läuft eine Sitcom aus den 90ern.
►19 Uhr: Abendessen – wieder Brot mit viel Butter, dazu vielleicht ein Salat. Mein Vater isst gerne Tomaten, manchmal vier oder fünf hintereinander. Auch diesmal wird vor dem Fernseher gegessen. Es läuft eine Pannenshow. Wenn mein Vater etwas besonders lustig findet, schreit er “Schau mal, schau mal, schnell!“ und lacht dröhnend – und wenn wir den Kopf zum Bildschirm wenden, ist der lustige Moment schon vorbei und wir bleiben stumm.
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►20 Uhr: Fernsehen. Das Abendprogramm weckt deutlich mehr Interesse. Es läuft eine Komödie aus den 80ern. Meine Eltern mögen keine ernsten Filme.
►22 Uhr: Umzug ins Schlafzimmer. Entweder wird weiter fern gesehen oder Online-Poker gespielt. Ob mein Vater Geld setzt, verliert oder gewinnt, weiß ich nicht.
►0 Uhr: Mitternachtssnack – was gerade da ist: hartgekochte Eier, ein Fertig-Obstkuchen aus dem Supermarkt, der direkt aus der Plastikschale gelöffelt wird, mehr Brot. Manchmal höre ich meinen Vater danach mit einem seiner wenigen Freunde telefonieren, mit denen er noch Kontakt hat. inmal höre ich ihn sagen, dass er es nicht mehr aushält, dass er raus muss. Das macht mich wütend – wovor will er denn fliehen?
►2 Uhr: Schlafen gehen, ohne Zähneputzen.
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