Wer seinen Kollegen zu Weihachten mit einem Präsent eine kleine Freude machen möchte, kann schnell in Fettnäpfe tappen - weder sollte ein Geschenk zu üppig noch zu mickrig ausfallen. Die Benimm-Expertin Marlies Smits aus Großhansdorf bei Hamburg kennt sich mit dem Schenken im Business-Umfeld aus. [10.12.2007]
Schenken an Weihnachten kann schnell zum Minenfeld werden. Wenn ich zum Beispiel nicht dem ganzen Team, sondern nur einer lieben Kollegin zu Weihnachten ein Geschenk machen möchte: Wie soll ich mich verhalten?
Marlies Smits: Wenn Sie nur einer Kollegin etwas schenken wollen, ist das total okay. Allerdings sollten Sie dies nicht an die große Glocke hängen, sondern versuchen, das Geschenk auf diskrete Weise zu übergeben. Vielleicht gehen Sie mit der netten Kollegin gemeinsam über den Weihnachtsmarkt und überreichen ihr dabei das Präsent. Falsch dagegen wäre es, das Geschenk vor den Augen Ihrer anderen Arbeitskollegen zu überreichen. Unterlassen Sie einfach alles, was andere brüskiert.
Ist es ein Problem, wenn sich ein Beschenkter bedankt, während andere Nicht-Beschenkte dabei sind?
Marlies Smits: Nein, das ist kein Problem! Das Schenken sollte nicht in Geheimniskrämerei ausarten. Problematisch wird es nur, wenn augenfällig wird, dass Sie das Schenken bewusst nutzen, um Ihre unterschiedliche Beziehung zu einzelnen Kollegen zu dokumentieren. Eine versteckte Kommunikation kann Konflikte hervorrufen oder schüren. Bedenken Sie, dass Geschenke Freude machen und zweckfrei sein sollten.
Das gilt auch bei Präsenten für den Chef?
Marlies Smits: Ja. Ein Geschenk für den Chef darf nicht den Zweck haben, die Karriere des Schenkers zu fördern. Geschenke können missverständlich wirken, wenn sie außerhalb der eigenen Hierarchiestufe gemacht werden. Grundsätzlich gilt: Schenken Sie nicht von unten nach oben! Wenn der Chef den Mitarbeitern Geschenke macht, ist es das Sinnvollste, wenn die Mitarbeiter zusammenlegen und ein gemeinsames Präsent überreichen. Allerdings gilt das nicht, wenn der Chef lediglich das Weihnachtsgeschenk des Unternehmens überreicht.
Was sollten Mitarbeiter beim Schenken im Betrieb noch beachten?
Marlies Smits: Orientieren Sie sich an dem, was im Betrieb üblich ist. Wenn Sie neu in einer Firma sind, fragen Sie einfach, wie an Ihrer neuen Arbeitsstelle Weihnachten und Geburtstage gefeiert werden.
Wie steht es mit Kunden? Sollte ich als Angestellter Kunden etwas schenken?
Marlies Smits: Als Angestellter sollten Sie Ihren Kunden grundsätzlich nichts schenken. Wenn Sie einem Kunden Ihre Wertschätzung zeigen wollen, schreiben Sie ihm doch eine Weihnachtskarte! Es spricht aber nichts dagegen, einem Kollegen in einer anderen Firma eine Freude zu machen, wenn Sie sehr gut mit ihm zusammenarbeiten.
Und was soll ich schenken?
Marlies Smits: Geschenke sollen - wie gesagt - Freude bringen. Deshalb ist es wichtig, sich Gedanken zu machen und nicht in die erstbeste Parfümerie zu stürmen und ein Duschgel zu kaufen. Zudem haben gerade Geschenke wie Duschgels, Parfümes oder Ähnliches einen Nachteil: Sie könnten dem Beschenkten signalisieren, dass er sich gründlicher waschen sollte. Das Gleiche gilt auch bei anderen Geschenken: Sie sollten jemandem, der stark übergewichtig ist, kein Diätbuch schenken oder einem Sportmuffel keinen Gutschein für ein Fitnesscenter. Grundsätzlich sind alle Geschenke tabu, die negative Gefühle erzeugen können oder peinlich sind. Alles, was anzüglich ist und die Intimsphäre des Anderen verletzt, sollten Sie ebenfalls unterlassen - auch dann, wenn es Andere belustigt.
Gibt es beim Preis des Geschenks etwas zu beachten?
Marlies Smits: Übertreiben Sie es nicht mit dem Preis. Schließlich heißt es ja: "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!" Bei großen Geschenken fühlt sich der andere nur verpflichtet. Halten Sie sich in jeden Fall an die Absprachen, die im Kollegenkreis getroffen wurden und schenken Sie nicht mehr, aber auch nicht weniger. Grundsätzlich gibt es aber keine Grenze nach unten. Selbst gebackene Kekse können auch ein schönes Präsent sein. Übrigens: In Zeiten von E-Mails und SMS kann eine schöne Weihnachtskarte mit einem handschriftlichen Gruss ebenfalls eine nette Überraschung sein.
Was kann ich machen, wenn mir gar nichts einfällt?
Marlies Smits: Sie können Ihren Kollegen fragen, ob Sie dieses Jahr auf gegenseitige Geschenke verzichten und dafür lieber gemeinsam einen Kaffee trinken gehen. Den sollte aber jeder für sich bezahlen.
Angenommen, ich habe ein Geschenk bekommen und bei mir stellt sich keine rechte Freude ein. Wie bedanke ich mich richtig?
Marlies Smits: Bedanken Sie sich und bringen Sie Ihren eventuellen Ärger nicht zum Ausdruck. Fragen Sie freundlich nach, wie der Schenkende auf die Idee für Ihr Präsent kam. Übrigens können Sie diese Frage auch stellen, wenn das Geschenk bei Ihnen gut angekommen ist. Denn dadurch zeigen Sie Interesse und Wertschätzung.
(Interview: Anja Schreiber / Bild: dpa) |
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发表于 2007-12-12 20:04
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