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Definition
Der plötzliche Kindstod ist definiert als plötzlicher Tod eines Säuglings, für den trotz Autopsie und Untersuchung des Auffindeortes keine Ursache – wie zum Beispiel Krankheit oder Unfall – ermittelt werden kann. Es handelt sich also immer um eine Ausschlussdiagnose. Das heißt, dass der Kinderarzt oder Pathologe, manchmal auch der Rechtsmediziner (ungeklärte Todesart), alle anderen denkbaren natürlichen und nicht-natürlichen Todesursachen wie Infektionen, Stoffwechselstörungen, Blutungen (auch nach Schütteltrauma), Fehlbildungen und Unfälle (Vergiftung, Strom, Sturz, Unterkühlung, Ertrinken, …) ausschließen muss und auch die klinische Vorgeschichte sowie die konkreten Todesumstände keinen richtungsweisenden Anhalt geben dürfen, bevor man vom plötzlichen Kindstod sprechen kann. Gleichzeitig heißt dies aber auch, dass man eine Ursache für den plötzlichen Kindstod nicht kennt, sondern es nur unterschiedliche Hypothesen dazu gibt.
In den meisten Fällen findet der plötzliche Säuglingstod während der (vermuteteten) Schlafenszeit des Säuglings statt.[
Risikofaktoren und Risikogruppen
Auf der Grundlage von Befragungen und Statistiken versuchen Ärzte und Wissenschaftler Risikofaktoren und Risikogruppen für den Plötzlichen Säuglingstod festzustellen.
Risikofaktoren
Die meisten Risikofaktoren betreffen die Schlafumgebung des Kindes. Dazu zählen:
Rauchende Eltern des Säuglings
Überwärmung des Säuglings
falsche Schlafposition des Säuglings (Bauchlage)
Überdecken oder ungenügende Luftzirkulation
Darüber hinaus werden weitere Risikofaktoren untersucht und diskutiert. Hierzu gehört etwa schlechtes Hörvermögen des Säuglings, das im Rahmen eines Hörscreenings festgestellt werden kann[6] oder das Rauchen während der Schwangerschaft.
Risikogruppen
Als vom plötzlichen Säuglingstod besonders gefährdete Gruppen zeigen sich aufgrund bisheriger Studien Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht (Frühgeburten), Mehrlingsgeburten und Säuglinge mit mehreren älteren Geschwistern. Zudem gelten Kinder aus sozial benachteiligten Familien, Kinder besonders junger Mütter (unter 20 Jahren) sowie Kinder Alleinerziehender als überdurchschnittlich gefährdet.[7] Auch bei Geschwisterkindern von am plötzlichen Kindstod bereits verstorbenen Kindern ist das Kindstodrisiko erhöht.[8]
Als besonders gefährdet gelten überdies Säuglinge, die im Schlaf sehr stark schwitzen oder Säuglinge, die durch längere Atempausen auffallen. Ungewöhnliche Blässe des Kindes im Schlaf oder das blaue Anlaufen der Arme und Beine im Schlaf können ebenfalls Hinweise auf ein besonderes Risiko sein.[9] Als gefährdet gelten überdies Kinder, die bereits ein akut lebensbedrohliches Ereignis überlebt haben.
Zu betonen ist allerdings, dass der plötzliche Säuglingstod im Einzelfall nicht vorhersehbar ist und sich in allen gesellschaftlichen Gruppen ereignet. Lediglich die statistische Häufung ist in den o.g. Risikogruppen erhöht.
Vorbeugung
Eine der wichtigsten und effektivsten Vorsorgemaßnahmen ist die Vermeidung bzw. Reduktion der bekannten Risikofaktoren durch die Eltern. Als vorbeugende Maßnahmen gelten:
rauchfreie Umgebung, d. h. Verzicht auf Rauchen in der Schwangerschaft und während des ersten Lebensjahres des Kindes
Schlafzimmertemperatur 16–18 °C
Rückenlage zum Schlafen
feste, luftdurchlässige Matratze
passender Schlafsack, keine Kopfbedeckung und keine zusätzlichen Decken, Felle, Kissen, Nestchen etc.
Stillen nach Bedarf des Kindes in den ersten 6 Monaten, da es hier zu häufigerem Mutter-Kontakt und kürzeren, weniger tiefen Schlafphasen kommt.[10]
Zudem wird empfohlen, Kinder im ersten Lebensjahr nicht im eigenen Zimmer, sondern mit den Eltern in einem Raum schlafen zu lassen. Allerdings gibt es unterschiedliche Ansichten über das gemeinsame Schlafen von Eltern und Kindern in einem Bett (sogenanntes Familienbett oder Co-Sleeping). Eine neuere Studie aus Schottland konnte nochmals zeigen, dass vor allem Säuglinge, die jünger als 11 Wochen alt sind, ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Säuglingstod haben, wenn sie das Bett mit den Eltern teilen. Dagegen sind z. B. in den USA beide Ansichten aufzufinden.
Neuesten Studien zufolge soll das Saugen am Schnuller vorbeugende Wirkung haben.[11] Es gibt widersprüchliche Aussagen über den möglichen Nutzen, da den meisten Säuglingen der Schnuller bereits nach kurzer Schlafzeit aus dem Mund fällt.
In Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden wurden die oben genannten vorbeugenden Maßnahmen sogar über das Fernsehen propagiert mit dem Erfolg, dass die Anzahl der Todesfälle merklich gesenkt werden konnte. In den Niederlanden hat sich etwa die Zahl der plötzlichen Kindstode von 1987 (0,91 pro 1000 Lebendgeborene) bis 2004 (0,09 pro 1000 Lebendgeborene) um den Faktor 10 verringert; die Niederlande haben damit die niedrigste Kindstodrate in der westlichen Welt.[12] In Deutschland wird seit 1991 die Rückenlage als Schlafposition für den Säugling empfohlen. Zwischen 1991 und 2002 hat sich die Zahl der Kindstodfälle daher auch in Deutschland von 1285 Fällen 1991 auf 367 Fälle im Jahr 2002 reduziert (von 1,55 auf 0,51 pro 1000 Lebendgeborene). Damit verdanken ca. 6.300 Babys in Deutschland zwischen 1991 und 2002 ihr Leben den veränderten Empfehlungen zur Schlafposition und anderen Präventivmaßnahmen.[13]
Früher wurde gegen die Rückenlage beim Schlafen eingewandt, Kinder würden von dieser Lage eine Schädeldeformation bekommen. Untersuchungen an Kleinkindern belegen, dass von einer möglichen Deformation jedoch keine dauerhaften Veränderungen herrühren.
Keinen Erfolg versprechen die Bewegungsmelder zum Überwachen schlafender Säuglinge. Verschiedene epidemiologische Untersuchungen konnten keinerlei Beweis erbringen, dass sich die Häufigkeit des plötzlichen Kindstods durch Überwachungsmaßnahmen beeinflussen lässt.[14][15] Daher gibt die Amerikanische Akademie für Pädiatrie auch die klare Empfehlung, dass Herz-Atem-Monitore nicht zur Vorbeugung des plötzlichen Kindstodes verordnet werden sollen.[
[ 本帖最后由 茏茏葱葱 于 2008-6-25 17:08 编辑 ] |
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