Ich bin sicher, daß du deinen Aufenthalt in Amerika abgebrochen hättest, wenn ich dich von meiner Krankheit unterrichtet hätte, und hierher geeilt wärest. Und dann? Dann hätte ich womöglich noch drei oder vier Jahre zu leben, vielleicht im Rollstuhl, vielleicht halb schwachsinnig, und du würdest mich aus Pflichtgefühl pflegen. Du tätest es mit Hingabe, aber mit der Zeit würde die Hingabe sich in Wut verwandeln, in Groll. In Groll, weil die Jahre verstreichen würden und du deine Jugend vergeudet hättest; weil meine Liebe wie ein Bumerang gewirkt, dein Leben in eine Sackgasse gezwungen hätte. Das sagte die Stimme in mir, die dich nicht anrufen wollte. Kaum beschloß ich, daß sie recht hatte, meldete sich in meinem Geist eine Gegenstimme. Wie würde es dir ergehen, fragte ich mich, wenn dir beim Aufschließen der Tür nicht ich und Buck freudig entgegenkämen, sondern du das Haus leer, schon lange unbewohnt vorfändest? Gibt es etwas Schrecklicheres als eine Rückkehr, die nicht gelingt? Würde es dir etwa nicht wie eine Art Verrat vorkommen, wenn du dort drüben ein Telegramm mit der Nachricht meines Ablebens erhieltest? Wie eine Bosheit? Da du in den letzten Monaten sehr ruppig zu mir warst, würdest du denken, bestrafe ich dich, indem ich fortging, ohne dir Bescheid zu sagen. Das wäre kein Bumerang, sondern ein Abgrund, ich glaube, es ist fast unmöglich, so etwas zu überleben. Das, was du dem geliebten Menschen noch hättest sagen müssen, bleibt für immer in dir; er liegt dort unter der Erde, und du kannst ihm nicht mehr in die Augen schauen, ihn nicht mehr umarmen, nicht mehr sagen, was du ihm noch nicht gesagt hattest. |