本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:54 编辑
Eva Strittmatter
"Ihr Werk steht offen und klar im Kanon der deutschen Literatur. Es ist nicht zeitgemäß. Es ist zeitlos, von schmerzlicher Aufrichtigkeit."
Ich mach ein Lied aus Stille
Und aus Septemberlicht.
Das Schweigen einer Grille
Geht ein in mein Gedicht.
Der See und die Libelle,
Das Vogelbeerenrot,
Die Arbeit einer Quelle,
Der Herbstgeruch von Brot.
Der Bäume Tod und Träne,
Der schwarze Rabenschrei,
Der Orgelflug der Schwäne,
Was es auch immer sei,
Das über uns die Räume
Aufreißt und riesig macht
Und fällt in unsre Träume
In einer finstren Nacht.
Ich mach ein Lied aus Stille.
Ich mach ein Lied aus Licht.
So geh ich in den Winter,
Und so vergeh ich nicht.
Die guten Dinge des Lebens
sind alle kostenlos:
die Luft, das Wasser, die Liebe.
Wie machen wir das bloß,
das Leben für teuer zu halten,
wenn die Hauptsachen kostenlos sind?
Das kommt vom frühen Erkalten.
Wir genossen nur damals als Kind
die Luft nach ihrem Werte
und Wasser als Lebensgewinn,
und Liebe, die unbegehrte,
nahmen wir herzleicht hin.
Nur selten noch atmen wir richtig
und atmen die Zeit mit ein,
wir leben eilig und wichtig
und trinken statt Wasser Wein.
Und aus der Liebe machen
wir eine Pflicht und Last.
Und das Leben kommt dem zu teuer,
der es zu billig auffasst.
Ich habe ein Geheimnis entdeckt.
Wir loben einander zu selten.
Kinder wachsen nicht ohne Lob.
Wir lassen einander nur gelten
mit jener schweigenden Toleranz,
die die Fremdheit zwischen uns steigert.
Und jeder wartet auf das Wort.
Das einer dem andern verweigert. |