Es fiel uns immer schwer, das Boot in den Schuppen zu bugsieren und wiederherauszubekommen. Gewöhnlich zogen wir gemeinsam, und manchmal ließ er, wenn ich „Ho ruck!“ kommandierte, ein Ächzen hören. Er war der Kapitän und Navigationsoffizier. Er beobachtete das Wetter und bestimmte den Fischplatz. Für das Ankern am Riff führte er einen großen Stein an einer Leine mit, für Somes Island einen Warpanker. Auch an Schwimmwesten und Verpflegung dachte er. „Meine Frau macht gute Lunchpakete“, sagte er gern. „sie hat auch für Sie etwas eingepackt.“
Einmal beschlossen wir, das Boot neu zu streichen. Ächzend zogen wir es heraus. Wir untersuchten die Planken und diskutierten über die Bootsform, über Holzarten und Typen. Man kann sich über Bootsarbeiten lange unterhalten. „Wie sollen wir es innen streichen?“ fragte ich.
„Gelb“, sagte er. „Klare Sache. Leicht zu sehen, wenn’s mal kritisch wird. Die Farbe steht hinten auf dem obersten Brett.“
„Ach ja – ich rühr’ sie schon mal durch und fang dann am Bug an“, sagte ich.
„Hier“, sagte er. „Nehmen Sie nicht den großen Pinsel, nehmen Sie diesen kleinen. Damit kommt man besser in die Ritzen.“
Und so ging es in unserem Phantasieauflug weiter bis zum Frühstück. Sutherland schien fast nur am frühen Morgen zum Sprechen aufgelegt zu sein, und auch dann nur für etwa eine Stunde. Aber wir machten einige wunderschöne Fahrten.
Eines Morgens beschlossen wir, bis hinter das Riff hinauszufahren. Sutherland war sicher, daß wir genau das richtige Wetter dafür hatten, und er hatte eine neue Angelleine, die er ausprobieren wollte. Wir legten uns in die Riemen und ruderten hinaus. Die Kaikouraberge waren – ein gutes Zeichen – klar zu erkennen, und Sutherland freute sich königlich über sein Boot.
„Bildschön sieht es aus, seit wir es gestrichen haben. Und es scheint das zu wissen – es läuft auch besser.“
An einer passenden Stelle warfen wir den Ankerstein über Bord, diskutierten über den richtigen Angelhaken und warnten uns gegenseitig vor verhedderten Leinen. Einmal zupfte ein Fisch an meinem Köder.
Plötzlich rief Sutherland mit lauter Stimme: „Ich hab’ einen großen, einen ganz großen! So einen großen hab’ ich noch nie erwischt!“ Er ächzte, keuchte und schnaufte und fuhr dann fort: „Schauen Sie sich diesen Fisch an! Ist das nicht ein Prachtexemplar? Sehen Sie nur die Farben – ganz blau und rosa wie ein Regenbogen.“ Er seufzte tief zufrieden auf und sagte mehrmals zu sich selbst: „Der beste Fisch, den ich je gefangen habe.“ Dann verfiel er, wie das manchmal vorkam, in Schweigen.
Ich machte eine Zeitlang weiter und muß dann eingeschlafen sein, denn als die Schwester kam, um mich fürs Frühstück fertigzumachen, mußte sie mich wecken. Als Sutherland an der Reihe war, bekam die Schwester ihn nicht wach und rief den Arzt. Der untersuchte ihn und stellte fest, daß er – seit etwa zwei Stunden, wie es schien – tot war. Gleich nachdem er seinen großen Fisch gefangen hatte, mußte er gestorben sein. |