|
马上注册,结交更多好友,享用更多功能,让你轻松玩转社区。
您需要 登录 才可以下载或查看,没有账号?注册
x
Von Max Ehrlich
Vor einigen Jahren wurde nach einem meiner Romane ein Film gedreht, und zwar in England, mehrere Kilometer außerhalb von London; der Hauptdarsteller sollte Gary Cooper sein. Ich flog zu den Dreharbeiten hinüber.
Nach meiner Ankunft nahmen mich die Produktionsleiter beiseite. Sie sagten mir, daß Coop, wie er von allen genannt wurde, Krebs im letzten Stadium habe. Bis jetzt, erklärten sie, kenne er den Ernst seines Zustands nicht. Er glaube vielmehr, daß zwei kürzlich vorgenommene Operationen erfolgreich gewesen seien. Alle versuchten, ihn gegen die Wahrheit abzuschirmen; seine ganze Umgebung war bedacht, ihn zu schonen.
Später bei den Aufnahmen, so fand ich, bot Cooper ein Bild strahlender Gesundheit. Er arbeitete unermüdlich, wiederholte geduldig Szenen und lachte und scherzte mit jedem. Es schien unglaubhaft, daß er nur noch wenige Monate zu leben haben sollte.
Dann kam ein Abend, an dem ich den Studiowagen zurück nach London verpaßt hatte. Liebenswürdig bot Cooper mir an, mich in seiner von einem Chauffeur gesteuerten Limousine mitzunehmen. Ich hatte gehört, er sei ein Mann, der wenig Worte mache, und er war bekannt dafür, daß er gelegentlich nur ein „Tja“ von sich gab. Aber jetzt schien er zum Reden aufgelegt. Er sprach unbefangen von seiner Jugend auf einer Viehfarm; von seiner Karriere, den Tausenden von Filmszenen, die er vor der Kamera gespielt hatte. Dabei betonte er immer wieder, daß er im Grunde kein guter Schauspieler sei. Er habe eben Glück gehabt, sagte er, weil man ihm immer Gelegenheit gegeben habe, eine Szene zu wiederholen, zweimal oder fünfmal oder sogar zehnmal. Aber im wirklichen Leben sei es anders. Früher oder später, sagte er, müsse ein Mensch sich seiner „letzten Szene“ stellen, für die ihm keine Gelegenheit zur Wiederholung geboten werde.
Wir kamen zu meinem Hotel. Er ließ mich aussteigen und schüttelte mir die Hand, lächelte sein breites herzliches Lächeln – und ich sah, wie sich seine Augen verschleierten.
Ich erkannte, daß er es wußte.
Einige Monate später war Cooper tot. Er hatte sein Geheimnis für sich behalten. Indem er nicht davon sprach, hatte er den anderen ihren Frieden gelassen und ihnen das unerquickliche Gefühl erspart, ihrem Mitgefühl Ausdruck geben zu müssen. Sie wollten ihn so sehen, wie sie ihn immer gekannt hatten, lebenssprühend und tätig, den alten Coop. Und er wollte die Beziehung in diesem Sinne aufrecht erhalten, bis zum Ende. Für mich war es eine unvergeßliche Lektion in der Kunst der Diskretion, der überlegten Rücksichtnahme, auf die Gefühle und Bedürfnisse der andern.
Diskretion kann vieles sein: Klugheit, Takt, Umsicht, Beherrschung, Gefühl für das Maß. Aber letztlich und vor allem ist sie die Fähigkeit – eine der wichtigsten, die ein Mensch besitzen kann -, zu wissen, wie man sich eines Vertrauens würdig zeigt, wie man mit einer ganz persönlichen Mitteilung umgeht. Wir alle wissen von Geheimnissen – eigenen oder denen anderer. Zuweilen kann dieses Wissen eine schwere Last sein. Zuweilen erzwingen die Umstände eine qualvolle Wahl: Aussprechen oder schweigen? Was ist das Beste?
|
|