Die chinesische Studentin Ling Zhang will zum Schlagerstar werden. Mit deutschen Volksliedern und einem Hauch von Jasmin
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Als Xiao Zhong Zhang seine Tochter nach Deutschland schickte, weil sie dort klassische Musik studieren wollte, freute sich der Chinese wahrscheinlich auf Liederabende mit Schumann-Werken. Fünf Jahre später sitzen er und seine Frau zwar lächelnd, aber dennoch mit leicht irritiertem Blick in Florian Silbereisens Sommerfest der Volksmusik, und während ihre Tochter Weißt du, wie viel Sternlein stehen in die Kameras trällert, klatscht Mutter Lai Xiong Zhu Zhang vorsichtig mit. Ling Zhang studiert zwar immer noch klassischen Gesang an der Musikhochschule Trossingen. Gleichzeitig aber schickt sie sich an, ein neues Sternlein am glitzernden Himmel der Volksmusik zu werden.
Seit ein paar Monaten liegt ihre CD Ling –Der Duft von Jasmin in den Regalen. Darauf zu hören: Zhang, wie sie in fast akzentfreiem Deutsch Lieder wie Aber Heidschi Bumbeidschi oder Der Mond ist aufgegangen zum Besten gibt. Zwei Lieder aus ihrer Heimat finden sich ebenfalls auf der Platte, interessierte Hörer können im Booklet außerdem die chinesische Übersetzung der deutschen Texte lesen.
Irgendwie schräg? Findet Zhang nicht. »Ich mag Bach, aber eben auch Stefanie Hertel. Für mich ist das kein Widerspruch.« Auch ihre Eltern fänden ihr Vorhaben weder seltsam noch bedenklich, sie seien stolz, sagt Zhang. In China denke man nicht so kategorisch wie hier, da sei es normal, dass klassische Musiker oder Opernsänger auch Schlager und Volksmusik aufnähmen.
Zwar habe sie, als das Angebot der Plattenfirma für eine eigene CD mit deutschen Volks- und Schlagerliedern gekommen sei, anfangs gar nicht gewusst, was das Wort »Schlager« eigentlich bedeute. »Die Übersetzung in meinem Wörterbuch lautete ›deutsche Popmusik‹«, sagt Zhang und kichert. »Aber die Songs gefallen mir, vielleicht weil die Volkslieder und Schlager der chinesischen Popmusik melodisch stark ähneln. Mir geben sie ein Gefühl von Zuhause.«
Entdeckt wurde Zhang, als sie einigen Demoaufnahmen ihre Stimme lieh. Die Songskizzen sollten später eigentlich von anderen Künstlern eingesungen werden, aber der Produzent war so begeistert von Zhangs Stimme, dass er die Aufnahmen an einen Vertrieb für Volksmusik gab. Dort war man genauso angetan, nicht nur von ihrer Stimme, sondern auch vom Marktpotenzial einer Chinesin, die deutsche Volkslieder trällert. Exotik und Volksmusik geht immer gut.
Dass es sich bei dem ganzen Vorhaben allerdings nicht um einen Spaß handelt, betont Zhang dann doch lieber noch einmal: »Ich wollte nach meinem Studium in Deutschland immer nach China zurück, aber jetzt würde ich mich schon freuen, wenn es mit einer Karriere hier klappen würde. Das ist das längerfristige Ziel.«
Die Chancen für die Studentin stehen nicht so schlecht. Der jodelnde Japaner Takeo Ischi zum Beispiel war mit Hits wie Wer hat Dir nur das Jodeln beigebracht über Jahre ein gern gesehener Gast beim Musikantenstadl. |