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von Kathleen B. Granger
Für meinen Vater bedeutete Malen alles. Erst dann kamen Mutter, er selber, ja sogar wir Kinder. Ich bin überzeugt, daß Vater, wäre er je vor die grausame Wahl gestellt worden, uns verlassen und an seiner Kunst festgehalten hätte. Ein Leben ohne seine Familie wäre trostlos gewesen, aber leben, ohne zu malen, war undenkbar für ihn.
Zufällig hörte ich einmal, wie ein Freund ihm Vorhaltungen machte. „Natürlich liebe ich meine Frau und meine Kinder!“ erwiderte er unwirsch. „Wir entbehren nichts und leiden auch keine Not. Solange wir Augen haben für die Schönheit, ist ...“ Ihm fehlten die Worte. Er war außerstande auszudrücken, was uns selbstverständlich erschien: Daß er uns durch sein Leben für die Kunst etwas weit Wertvolleres gab als bloße materielle Annehmlichkeiten - etwas, was unser Dasein unendlich viel reicher machte.
Für Kinder, die in einem solchen Milieu aufwuchsen, war es nichts Absonderliches, daß Kunst und Künstler das Thema fast jeder Unterhaltung bildeten, daß immer ein halbfertiges Bild auf der Staffelei stand und alle Zimmer intensiv nach Terpentin rochen. Auch erschien es uns gar nicht schlimm oder aufregend, daß wir jedes Jahr im April, wenn wir aufs Land zogen, die Schule wechseln mußten, und im November dann wieder, wenn wir zurückkehrten in die Stadt – selten in die frühere Wohnung, die alte Schule, oft sogar in ein anderes Land.
In Frankreich zum Beispiel, wo wir während meiner Kindheit, mehrere Jahre zubrachten, vertauschten wir, kam der April, Paris mit Giverny, einer kleinen Ortschaft in der Normandie. Die Hauptstraße war nur die Fortsetzung der staubigen Chaussee, die ab und zu enge Dorfstraßen kreuzten, flankiert von Häuserfronten und hohen Mauern. Giverny hatte absolut nichts Besonderes – außer daß Claude Monet dort wohnte, der große französische Impressionist, das Idol meines Vaters und aller anderen jungen Künstler, die dorthin kamen, um zu malen. Monet pflegte keinen Umgang mit ihnen; er lebte völlig zurückgezogen. Doch dem Malervölkchen genügte es, nur in seiner Nähe zu sein, die gleichen Heuschober zu sehen, die gleiche Luft zu atmen wie er.
Ab und zu bekam Monet Besuch von seiner Enkelin, und als gleichaltrige kleine Amerikanerin wurde ich eingeladen, den Tag über mit ihr zu spielen. Hinterher fragten mich meine Eltern jedesmal aus. Ob ich Monets Bilder gesehen hätte? Wie er denn sei?
Doch ich konnte ihnen bloß von einem freundlichen alten Herrn erzählen, der zwei kleine Mädchen bei der Hand nahm, sie die glattgeharkten Kieswege seines Gartens entlangführte, ihnen die bunten Rabatten zeigte, wo lange Blumenreihen in allen Regenbogenfarben leuchteten, der zuweilen stehenblieb und voller Entzücken auf die wechselnden Lichter und Schatten, die Schönheit der kontrastierenden Farben deutete. „Aber die Bilder?!“ fragte mein Vater dann. „Hast du nicht seine Bilder gesehen?“
Ah ja, antwortete ich leichthin, da seien viele Bilder gewesen, überall an den Wänden, bis hinauf zur Decke. Doch ich war ja an Bilder gewöhnt, und die dort hatten mir keinen besonderen Eindruck gemacht. Welche Enttäuschung für meinen Vater! Eine solche Gelegenheit, vertan an ein Kind! |
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