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Hermann Hesse
Es war einmal ein See. Über den blauen See und den blauen Himmel hinweg ragte grün und gelb ein Frühlingsbaum. Jenseits ruhte der Himmel still auf dem gewölbten Berge.
Ein Wanderer saß zu Füßen des Baumes. Gelbe Blütenblätter sanken auf seine Schultern. Er war müde und hatte die Augen geschlossen. Traum sank von dem gelben Baume auf ihn herunter.
Der Wanderer wurde klein und war ein Knabe, hinterm Hause im Garten hörte er seine Mutter singen. Er sah einen Falter fliegen, gelb und süß, freudiggelb im blauen Himmel. Dem Falter lief er nach. Er lief über die Wiese, er lief über den Bach, Er lief an den See. Da flog der Falter hoch überm hellen Wasser weiter, und der Knabe flog ihm nach, schwebte hell und leicht, flog glücklich durch den blauen Raum. Sonne schien auf seine Flügel. Er flog dem Gelben nach und flog über den See und über den hohen Berg, da stand auf einer Wolke Gott und sang. Um ihn her waren die Engel, und einer von den Engeln sah aus wie des Knaben Mutter, und hielt eine grüne Gießkanne über ein Beet mit Tulpen geneigt, dass sie trinken konnten. Zu ihm flog der Knabe, und war auch ein Engel, und umarmte seine Mutter.
Der Wanderer rieb sich die Augen, und schloß sie wieder. Er brach eine rote Tulpe und steckte sie seiner Mutter an die Brust. Er brach eine Tulpe und steckte sie ihr ins Haar. Engel und Schmetterlinge flogen, und alle Vögel und Tiere und Fische der Welt waren da, und welchen man bei seinem Namen rief, der kam her und flog dem Knaben in die Hand und gehörte ihm, ließ sich streicheln, ließ sich befragen, ließ sich weiterschicken.
Der Wanderer erwachte und dachte an die Engel. Er hörte vom Baum die feinen Blätter rieseln, und hörte im Baum das feine, stille Leben in goldenen Strömen auf und nieder steigen. Der Berg sah zu ihm herüber, dort lehnte Gott in einem braunen Mantel und sang. Man hörte sein Lied über die gläserne Seebreite herüber. Es war ein einfaches Lied, es vermischte sich und klang zusammen mit dem leisen Strömen der Kräfte im Baum, und mit dem leisen Strömen des Blutes im Herzen, und mit den leisen goldenen Strömen, die aus dem Traume her durch ihn hin rannen.
Da fing er selber an zu singen, langsam und gedehnt. Sein Lied war ohne Kunst, es war wie Luft und Wellenschlag, es war nur ein Summen und bienenhaftes Brummsen. Das Lied gab dem singenden Gott in der Ferne Antwort, und dem singenden Strom im Baum, und dem rinnenden Gesang im Blut.
Lange sang der Wanderer so vor sich hin, wie eine Glockenblume im Frühlingswind vor sich hin läutet und wie eine Heuschrecke im Gras Musik macht. Er sang eine Stunde lang, oder ein Jahr. Er sang Kindlich und göttlich, er sang Schmetterling und sang Mutter, er sang Tulpe und sang See, er sang sein Blut und das Blut im Baume.
Als er weiterging und gedankenlos in das Warme Land hineinlief, fiel ihm allmählich sein Weg und sein Ziel und sein eigener Name wieder ein, und dass es Dienstag war, und dass drüben die Bahn nach Mailand lief. Und ganz in der Ferne hörte er noch singen, über den See herüber. Dort stand Gott im braunen Mantel und sang noch immer, aber der Wanderer verlor den Ton mehr und mehr aus dem Gehör. |
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