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发表于 2009-7-27 14:47
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9.Hector macht eine Entdeckung
Als es dunkel wurde, ging Hector Edouard in seinem Büro abholen, weil sie zusammen zu Abend essen wollten. Man schrieb Sonntag, und trotzdem arbeitete Edouard, denn er sollte am nächsten Tag etwas abliefern. Er musste einem sehr wichtigen Herrn zeigen, wie man eine Fusion oder Übernahme macht, und das wollte er schneller schaffen als ein anderer Edouard von einer anderen Bank, der jenem wichtigen Herrn dasselbe vorführen wollte. Und der wichtige Herr selbst wollte diese Fusion oder Übernahme schneller unter Dach und Fach bringen als ein anderer wichtiger Herr, der auch Lust darauf hatte. Hector hatte verstanden, dass es in Geschäftsdingen immer ein bisschen wie ein Wettrennen war.
Auf der Suche nach Edouards Büro ging Hector zwischen lauter hochmodernen Hochhäusern entlang, die direkt am Meer lagen. Aber es gab dort keinen Strand, nichts als Verladekais mit großen Schiffen oder Baustellen, auf denen noch mehr solcher Türme errichtete wurden.
Die Autos fuhren unterirdisch, was praktisch war, denn so konnte Hector unbesorgt zwischen den großen Türmen spazierengehen, ohne überfahren zu werden. Er erreichte Edouards Büroturm, der sehr schön war und sehr glänzte. Der Turm erinnerte einen an einen riesige Rasierklinge. Weil Hector ein bisschen verfrüht gekommen war, beschloss er, noch einen Kaffee zu trinken, und es traf sich gut,dass es gleich dort ein großes modernes Cafe mit riesigen Fensterscheiben gab.
Diesmal waren die Kellnerinnen nicht besonders hübsch, und Hector war erleichtert, denn auf die Dauer ist Schönheit anstrengend. Übrigens dachte Hector auch, dass es ein bisschen wie ein Gebrechen war, wenn einen die Schönheit der Frauen so sehr ansprach, Und selbst wenn er wusste, dass er nicht der einzige war, der an diesem Gebrechen litt, hoffte er, sich eines Tages davon befreien zu können. Aber wie Sie sicher verstanden haben, hatte er bei diesem Vorhaben in China keinen guten Start gehabt.
Er rief Edouard an,und der freute sich, hatte aber noch zu arbeiten. Er meinte, Hector solle noch ein bisschen im Cafe warten; er komme ihn dann abholen.
Hector begann einen großen Kaffee zu trinken und schaute zum Eingang des Hochhausturmes hinüber.
Under dort sah er, was ihm in diesem Viertel schon mehrere Male aufgefallen war: Eine Gruppe kleiner Chinesinnen hatte auf dem Boden ein großes Wachstuch ausgebreitet, sie hatten darauf Platz genommen und hockten zusammen wie eine Schulklasse beim Picknick. Als er sie sich näher anschaute, merkte Hector, dass sie nicht wirklich wie Chinesinnen aussahen; sie waren alles in allem ein wenig kleiner, ziemlich schmächtig und von etwas braunerer Haut. Sie schienen sich zu vergnügen, redeten pausenlos und lachten sehr häufig.
Hector fraget sich, ob sie sich auf diese Weise versammelten, um eine neue Religion zu praktizieren. Diese Religion hätte er gern kennengelernt, vielleicht war es die des alten Mönchs, auch er hatte ja ziemlich oft gelacht.
Hector begann ungeduldig zu werden und spähte nach allen Leuten, die aus dem Turm kamen. Es waren vor allem Chinesen, die aber gekleidet waren wie Edouard am Wochenende, mit schicken Polohemden und kleinen Schuhen, so, wie man sich für eine Segeltour anzieht, und schon aus ihrer Gangart erriet Hector, dass sie dieselben Schulen wie Edouard besucht hatten, jene Einrichtungen, in denen man studiert, um reich zu werden. ( Vergessen Sie nicht, dass Hector Psychiater ist: Er braucht die Leute nur anzuschauen und sieht schon, auf welcher Schule sie waren und ob ihr Großvater Schmetterlinge gesammelt hat.) Es gab auch Westler wie Edouard, und Hector versuchte aus ihrem Auftreten zu erraten, aus welchem Land sie stammten. Wahrscheinlich irrte er sich hin und wieder, aber weil er es ja nicht nachprüfen konnte, wusste er nicht, dass er falsch lag, und vergnügte sich gut mit diesem Spielchen; von Zeit zu Zeit musste er sogar kichern.
Edouard Kollegen sahen nicht gerade vergnügt aus; sie wirkten müde, und manche schauten beim Gehen immerzu auf den Boden, als hätten sie große Sorgen. Wenn sie die Hochhäuser zu mehreren verließen und miteinander redeten, machten sie einen sehr ernsthaften Eindruck, und manchmal hatte man das Gefühl, dass sie sich übereinander aufregten. Manche sahen so sorgenvoll aus, als richteten sie ihren Blick gerade ins Innere ihres Kopfes, und Hector hätte fast Lust bekommen, zu ihnen hinüberzugehen und ihnen ein paar kleine Pillen zu verschreiben. Für einen Psychiater wäre dieses Cafe ein passender Ort gewesen, um ein Praxis einzurichten. Man hätte bloß ein wenig besser English sprechen müssen.
Schließlich sah er Edouard aus dem Turm kommen, und das bereitete ihm Freude, denn wenn man einem Freund in einem fremden Land begegnet, macht einem das stets mehr Vergnügen, als wenn man ihm vor der eigenen Haustür über den Weg läuft. Das stimmt sogar, wenn man ein bisschen sauer auf ihn ist. Edouard schien sehr froh zu sein, Hector wiederzusehen, und um das Ereignis zu feiern, bestellte er unverzüglich ein Bier.
Hector sagte zu Edouard, dass er in besserer Stimmung zu sein schien als all seine Kollegen, die schon aus dem Gebäude gekommen waren.
Edouard erklärte, das liege daran, dass er sich so freue, Hector zu sehen. Manche Abende jedoch, wenn Hector da sein Gesicht sähe...
>> Du würdest mich schnurstracks ins Krankenhaus schicken! << sagte er. Und er begann zu lachen.
Und dann erklärte er, dass die Märkte seit einigen Wochen nicht gut aussahen und die Kollegen deshalb nicht so frisch und munter wirkten.
>> Riskieren sie denn, ruiniert zu werden? << fragte Hector.
>> Nein, sie riskieren nur, einen mageren Bonus zu kriegen oder vielleicht entlassen zu werden, wenn die Bank ihre Geschäftsfelder ausdünnt. Aber auf dieser Ebene findest du immer einen neuen Job. Du musst allerdings akzeptieren, dorthin zu gehen, wo die Arbeit ist.<<
Hector begriff, dass es diese Jobs in anderen Städten der Welt gab, wo ebensolche Türme in Form riesiger Rasierklingen standen und ebensolche Hotels wie die von Hectors Kongressen.
Er fragte Edouard, wer all diese kleinen Frauen waren, die man überall in Gruppen auf ihren Wachstuchdecken sitzen sah. Edouard erklärte, dass es sich um Putzfrauen handelte, die alle aus demselben Land stammten, einer Gruppe kleiner und sehr armer Inseln, die recht weit entfernt von China lagen. Sie arbeiteten in dieser Stadt (und in anderen Städten der Welt), um ihren daheim gebliebenen Familien Geld schicken zu können.
>> Aber warum versammeln sie sich auf diesen Wachstuchdecken? << wollte Hector wissen.
>> Weil sie nirgendwohin sonst gehen können<<, sagte Edouard. >> Heute ist Sonntag, ihr freier Tag, in ihrer Firma können sie nicht bleiben, und fürs Cafe fehlt ihnen das Geld, also hocken sie sich dort gemeinsam auf den Boden.<<
Wie Edouard auch erklärte, gab es in diesem Land eine Menge Inseln, so dass sich die Frauen oftmals nach Heimatinsel oder Dorf zusammenfanden, und es war ein wenig, als zeichneten all diese Wachstuchdecken inmitten der superreichen Hochhaustürme eine Landkarte jenes armen Archipels nach.
Hector betrachtete die kleinen Frauen, die nirgendwohin gehen konnten und doch lachten, und er betrachtete Edouards Kollegen, die mit tiefernsten Gesichtern aus dem Turm geschritten kamen, und er sagte sich, dass die Welt entweder ein höchst wunderbarer Ort war oder ein zutiefst schrecklicher, das war wirklich schwer zu entscheiden.
Als er das Cafe verließ, wollte Hector gern mit diesen Frauen sprechen, denn es schien ihm von großer Wichtigkeit für seine Forschungen. Er näherte sich einer Gruppe, und als sie ihn ankommen sehen, hörten sie alle zu schwatzen und zu lächeln auf. Hector dachte, dass sie vielleicht glaubten, er wollte sie fortscheuchen. Aber bei Hector spürten die Leute schnell, dass er kein Bösewicht war, und die Frauen begannen zu lachen, als sie ihn englisch sprechen hörten. Er sagte ihnen, dass er sie schon eine Weile beobachtete hatte und dass sie zufrieden wirkten. Nun wollte er gern wissen, weshalb. Sie schauten einander an und kicherten, und dann sagte eine der Frauen: >>Weil heute unser freier Tag ist.<<
Und eine andere sagte: >> Weil wir mit unseren Freundinnen zusammen sind.<<
>>Ja, das stimmt<< , sagten die übrigen; sie freuten sich, weil sie ihre Freundinnen um sich hatten und manchmal sogar jemanden aus ihrer Familie, denn viele saßen mit ihren Cousinen auf dem Wachstuch.
Hector fragte, was ihre Religion sein. Und sieh nur an, es war dieselbe wie bei Hector! Das war wegen der Geschichte so, weil die Leute von Hectors Religion vor langer Zeit jene Inseln erobert hatten. Aber die Frauen sahen nicht so aus, als wären sie Hector dafür noch böse, denn sie wünschten ihm zum Abschied lächelnd und winkend alles Gute. |
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