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萍聚头条

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[轻松一刻] Heimgegangen

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发表于 2009-8-9 17:35 | 显示全部楼层 |阅读模式

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Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten
Gestirne schnell und unbewußt erbleichen,
Erliegen möcht’ ich einst des Todes Streichen,
Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.

Ich will ja nicht im Leben oder Dichten
Den großen Unerreichlichen erreichen,
Ich möcht’, o Freund, ihm nur im Tode gleichen;
Doch höre nun die schönste der Geschichten!

Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,
Und hatte, der ermüdet war, die Wangen
Auf seines Lieblings schönes Knie geleget:

Als nun der Chöre Melodien verklangen,
Will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,
Doch zu den Göttern war er heimgegangen.

August von Platen

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 楼主| 发表于 2009-8-9 17:35 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-8-9 18:37 编辑

Von Arthur Gordon

Vor einiger Zeit habe ich einen Freund verloren. Für eine Weile jedenfalls. Vielleicht war das Geschehene unvermeidlich, vielleicht auch nicht. Ich habe seither viel darüber nachgedacht.
    Die ganze Nacht hindurch hatte die Silberhand des Mondes das Meer unmerklich angezogen. Jetzt, bei Sonnenaufgang, flutete die See über den Strand, füllte die Priele und Buchten und überschwemmte die weiten, grüngoldenen Marschweiden. In der Gegend, wo ich lebe, ist diese hohe Flut im Herbst die Zeit der Klapperrallenjagd, weil sich die scheuen Vögel nur dann aus ihren Verstecken aufscheuchen lassen. Es war ein strahlender Oktobermorgen mit einem warmen, östlichen Seewind, und ich hatte meinem Freund Jim versprochen, ihn mit auf die Klapperrallenjagd zu nehmen.
    „Sei um sieben am Steg“, hatte ich zu ihm gesagt. „Wenn die Flut hoch genug steigt, wollen wir’s versuchen.“
    Alte Anhänglichkeit, nichts weiter. Jim und ich hatten unsere Kindheit auf dieser Insel vor der Küste verlebt und waren unzertrennlich gewesen. Barfuß, sonnenverbrannt und mit zerzaustem Haar hatten wir gefischt und geschwommen, hatten Krabben gefangen, Schildkröteneier gesucht, Krebse gejagt und verkauft, und die Sommertage waren dahingeglitten wie Perlen an einer goldenen Kette. Dann kamen wir auf verschiedene Schulen, arbeiteten an verschiedenen Orten, und nach Jahren der Trennung war Jim eines Tages plötzlich wieder da. Ein Herzanfall hatte ihn gezwungen, kurzzutreten und einen weniger anstrengenden Job zu suchen. Außerdem, meinte er, hatte er sich fern vom Meer doch nie richtig wohl gefühlt.
    Ein-, zweimal im Jahr nahm ich ihn mit hinaus in meinem kleinen Boot mit dem Außenbordmotor. Wir fischten in der Brandung, folgten den gewundenen Prielen oder wanderten am windgepeitschten Strand entlang. Und jedesmal war es, als sei die Zeit stehengeblieben. Wir waren wieder Kinder, und die alte Vertrautheit, die Ungezwungenheit und das vollkommene Einverständnis stellten sich spontan wieder ein. So etwas kommt vor, wenn die gemeinsamen Kindheitserlebnisse tief genug gehen.
    An diesem Morgen, während ich zum Steg hinunterfuhr, begleitete mich allerdings ein leises, unerklärliches Unbehagen. Ich sagte mir, daß es vermutlich das schlechte Gewissen sei, denn ich hatte wirklich kein Recht, auf Klapperrallenjagd zu gehen, während zu Hause ein Haufen ungetaner Arbeit auf mich wartete. Aber dann beruhigte ich mich damit, daß wir ja im Laufe des Vormittags zurück sein würden. Und außerdem hatte ich es Jim versprochen.

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 楼主| 发表于 2009-8-9 17:35 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-8-9 18:37 编辑



    Jim war schon da und unterhielt sich mit dem Strandwächter Andrew, einem Schwarzen von über achtzig, der aber von allen Leuten, die ich kenne, noch immer am besten mit einem Netz umgehen kann. Jim, seine ausgefranste Fischermütze in den Nacken geschoben, lächelte, als ich zu ihnen trat, und mir fiel auf, daß die Jahre zwar vieles an einem Mann verändern können, nicht aber sein Lächeln oder seine Augen. Er wies mit dem Kopf auf das leichte Gewehr, das ich trug, fast ein Spielzeug. „Nur ein Gewehr heute?“
    „Heute mach’ ich mir’s bequem“, sagte ich, „und sehe zu, wie du vorbeischießt.“
    Es hatte seine Gründe, wenn ich Jim das Gewehr überließ. Für den Bootssteuerer ist die Klapperrallenjagd eine strapaziöse Sache, Es ist verboten, dabei den Motor zu benutzen. Man muß also schieben, staken oder paddeln, manchmal gegen Wind und Strömung und häufig durch Binsendickicht. Und ich fürchtete, daß Jim dieser Anstrengung nicht gewachsen war. Ein merkwürdiger Rollentausch. In unseren Kindertagen hatte nämlich Jim, der älter und stärker war als ich, mir häufig genug beistehen müssen. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet.
    Andrew hielt das Boot, während wir einstiegen. Die Gegend, in der ich jagen wollte, lag acht bis zehn Kilometer entfernt, weit unten an den einsamen Bänken. Hier gab es einige Wasserläufe, wo das Besengras besonders hoch stand; dort waren die Vögel zu finden. Bei Vollgas brauchten wir für die Strecke fünfzehn Minuten, vielleicht soger weniger, wenn die Flut hoch genug war, daß wir den Weg über die Sümpfe abkürzen konnten.
    Jim saß in Fahrtrichtung, die Schultern ein wenig gebeugt, und ich wußte, das die Landschaft, die an uns vorbeiflog, in ihm die gleichen Erinnerungen wachrief wie in mir: die Stelle, an der wir den großen Hammerhai an Land gezogen, das Steilufer, wo wir das Indianerskelett gefunden, die Kiefer, auf der die Fischadler ihr Nest gehabt hatten. Es war, als blickte man durch ein umgedrehtes Fernglas, alles war klar und winzig und weit entfernt. Jetzt kamen wir in die Jahre und waren anders. Was sich aber nicht verändert hatte, war der immerwährende Wechsel im Anblick von Himmel und Meer, der Rhythmus der Gezeiten, die klingende Stille und die stolze, erhabene Einsamkeit ringsum. Und dafür waren wir dankbar.

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 楼主| 发表于 2009-8-9 17:36 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-8-9 18:37 编辑



    Endlich erreichten wir die grünen Dickichte, unser Ziel. Die langschnäbligen Vögel flogen auf. Das kleine Gewehr ging los, der Knall schwach und verloren unter dem unermeßlichen Himmel. Jim hatte Glück an diesem Morgen. Selbst nach so vielen Jahren schoß er nur selten vorbei. Nach jedem Schuß  wollte er mir das Gewehr in die Hand drücken. Aber ich lehnte ab. „Ich kann doch immer jagen“, sagte ich.
    Die Sonne brannte; das Boot zu manövrieren war Schwerstarbeit. Die salzige Kühle des Wassers lockte so sehr, daß ich ein paarmal über Bord sprang, um einen Vogel zu holen. Schließlich legte ich, klatschnaß und keuchend, eine Pause ein. Das Wasser lief jetzt ab; die grünen Grasflächen tauchten wieder auf; es war Zeit aufzubrechen. Irgendwo hoch über uns stieß eine Möwe ihren schrillen Schrei aus, und mir fiel ein, wie wir uns als Kinder mit einem Pfiff verständigt hatten, der aus dem umgekehrten Ruf der Baumwachtel bestand. „Das war ein guter Tag“, sagte ich. Er nickte: „Einer der besten.“
    „Fertig?“ fragte ich. „Noch nicht ganz“, sagte er. „Du hast  kein einziges Mal geschossen.“ Er wies auf das Dickicht. „Ich glaube, da schwimmt ein Vogel. Nimm das Gewehr und laß mich paddeln. Sonst habe ich ein schlechtes Gewissen.“
    Ich wollte den schönen Morgen durch nichts getrübt sehen. „Aber überanstrenge dich nicht“, sagte ich.
    Wir glitten über das glänzende Wasser. Ich beugte mich vor, das Gewehr im Anschlag; aber nichts rührte sich. „Der Vogel muß auf und davon sein“, sagte ich. Dann ließ mich etwas herumschnellen. „Jim!“

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 楼主| 发表于 2009-8-9 17:36 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-8-9 18:38 编辑



    Er war stumm vornübergesunken; seine Mütze lag auf den Bodenbrettern. Die rechte Hand hielt noch immer das verwitterte Ruder umklammert. Ich faßte nach seinem Puls. Wenn sein Herz noch schlug -- ich konnte es jedenfalls nicht fühlen. In der plötzlichen, ungeheuren Stille schien die Zeit zu zögern, sich ins Unendliche zu dehnen und dann zurückzuschnellen. Mit einemmal hatte sich alles verändert. Aber merkwürdigerweise empfand ich weder Entsetzen noch Verzweiflung noch Verlassenheit. Es war, als sei die Vertrautheit zwischen uns zu stark, um mit einem Schlag ausgelöscht zu werden, fast, als sagte Jim zu mir: „Ja, ein Herzschlag; die Gefahr hat immer bestanden. Aber nur keine Panik. Wir sind gemeinsam hier herausgefahren. Wir hatten einen herrlichen Tag. Wir fahren auch gemeinsam zurück.“
    Ich entlud das Gewehr. Dann schob ich Jim vorsichtig ein Kissen unter den Kopf. Der Motor sprang beim zweiten Versuch an, und das Boot schoß davon wie ein Pfeil von der Sehne -- als wüßte es Bescheid.
    Ich steuerte mit der linken Hand. Mit der rechten hielt ich Jims Handgelenk, immer noch in der Hoffnung auf ein Lebenszeichen. Ich mußte mich auf die Fahrrinne konzentrieren, aber hin und wieder warf ich einen Blick auf ihn. Jim war unverändert stark gegenwärtig. Die Sonne brannte ungerührt auf uns nieder, und aufgeschreckte Reiher flogen auf, während ich das Boot um die großen, hufeisenförmigen Landzungen, die verborgenen Sandbänke und Austernriffe lenkte. Ich wußte fast auf die Sekunde genau, wie lange ich brauchen würde, um den Anleger -- und ein Telephon -- zu erreichen.
    Die sonderbare Vertauschung von Vergangenheit und Gegenwart hielt indessen an. Hier saßen wir in dem tuckernden Boot; aber gleichzeitig waren wir sorglose Kinder und glitten in einem alten, grünen Boot mit einem Bambusmast, einem Riemen als Ruder und einem selbstgemachten Segel durch dieselbe Oktobersonne nach Hause. Es war alles aus dem gleichen Gewebe, ein einziges, nahtloses Stück. Irgendwo schwangen Schock und Ungläubigkeit noch in mir nach. Aber gleichzeitig war ich ruhig und gefaßt und bedauerte nichts. Genauso hätte Jim es sich gewünscht: keine Ärzte, keine Krankenhäuser, keine Angst, keine Schmerzen -- nur Kameradschaft und Erfüllung und dann ein schneller, sicherer Schritt auf die andere Seite.

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 楼主| 发表于 2009-8-9 17:36 | 显示全部楼层
本帖最后由 澄澈 于 2009-8-9 18:38 编辑



    Während ich Leben und Tod so unvermittelt nebeneinander sah, verschoben sich die Werte, und ich sah manches schärfer und einfacher. Daß der wahre Maßstab des Lebens nicht der Erwerb von Geld, Macht oder Ansehen war -- sondern Erlebnisfülle. Intensität des Erlebens war das größte Geschenk. Und daß ich deshalb auch nie ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn ich die Orte und Abenteuer suchte, wo ich diese Erlebnisfülle finden konnte. Wenn überhaupt, dann lag Schuld darin, sie nicht häufiger und eifriger zu suchen. Denn unsere Zeit ist nicht unbegrenzt.
    Vor mir tauchte jetzt das Ufer auf. Ich blickte noch einmal auf das blasse Gesicht neben mir, und mit einemal war ich allein. Das Boot glitt weiter durch das ablaufende Wasser, ich hielt noch immer Jims Handgelenk umfaßt, aber er selbst war fort. „Wohin?“ fragte ich mir in plötzlichem Entsetzen. „Wohin gegangen?“ Aber ich vernahm keine Antwort.
    Ich stellte den Motor ab und warf Andrew eine Leine zu. Er tat einen Blick ins Boot, dann sah er mich an, und seine alten Augen blickten gütig und weise. Mit der freien Hand nahm er den Hut ab. „Er ist von uns gegangen“; sagte er ernst und leise. „Heimgegangen.“
    Ich sah über das Wasser zu der Linie, wo die Marschweiden mit dem Himmel zusammentrafen, und zum erstenmal spürte ich, daß sich mir die Kehle zuschnürte und meine Augen brannten. „Ja“, sagte ich. „So ist es. Er ist zu Hause.“

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