澄澈 发表于 2008-12-21 16:49

Wo Schweigen eine Tugend ist

Von Max Ehrlich

Vor einigen Jahren wurde nach einem meiner Romane ein Film gedreht, und zwar in England, mehrere Kilometer außerhalb von London; der Hauptdarsteller sollte Gary Cooper sein. Ich flog zu den Dreharbeiten hinüber.
    Nach meiner Ankunft nahmen mich die Produktionsleiter beiseite. Sie sagten mir, daß Coop, wie er von allen genannt wurde, Krebs im letzten Stadium habe. Bis jetzt, erklärten sie, kenne er den Ernst seines Zustands nicht. Er glaube vielmehr, daß zwei kürzlich vorgenommene Operationen erfolgreich gewesen seien. Alle versuchten, ihn gegen die Wahrheit abzuschirmen; seine ganze Umgebung war bedacht, ihn zu schonen.
    Später bei den Aufnahmen, so fand ich, bot Cooper ein Bild strahlender Gesundheit. Er arbeitete unermüdlich, wiederholte geduldig Szenen und lachte und scherzte mit jedem. Es schien unglaubhaft, daß er nur noch wenige Monate zu leben haben sollte.
    Dann kam ein Abend, an dem ich den Studiowagen zurück nach London verpaßt hatte. Liebenswürdig bot Cooper mir an, mich in seiner von einem Chauffeur gesteuerten Limousine mitzunehmen. Ich hatte gehört, er sei ein Mann, der wenig Worte mache, und er war bekannt dafür, daß er gelegentlich nur ein „Tja“ von sich gab. Aber jetzt schien er zum Reden aufgelegt. Er sprach unbefangen von seiner Jugend auf einer Viehfarm; von seiner Karriere, den Tausenden von Filmszenen, die er vor der Kamera gespielt hatte. Dabei betonte er immer wieder, daß er im Grunde kein guter Schauspieler sei. Er habe eben Glück gehabt, sagte er, weil man ihm immer Gelegenheit gegeben habe, eine Szene zu wiederholen, zweimal oder fünfmal oder sogar zehnmal. Aber im wirklichen Leben sei es anders. Früher oder später, sagte er, müsse ein Mensch sich seiner „letzten Szene“ stellen, für die ihm keine Gelegenheit zur Wiederholung geboten werde.
    Wir kamen zu meinem Hotel. Er ließ mich aussteigen und schüttelte mir die Hand, lächelte sein breites herzliches Lächeln – und ich sah, wie sich seine Augen verschleierten.
    Ich erkannte, daß er es wußte.
    Einige Monate später war Cooper tot. Er hatte sein Geheimnis für sich behalten. Indem er nicht davon sprach, hatte er den anderen ihren Frieden gelassen und ihnen das unerquickliche Gefühl erspart, ihrem Mitgefühl Ausdruck geben zu müssen. Sie wollten ihn so sehen, wie sie ihn immer gekannt hatten, lebenssprühend und tätig, den alten Coop. Und er wollte die Beziehung in diesem Sinne aufrecht erhalten, bis zum Ende. Für mich war es eine unvergeßliche Lektion in der Kunst der Diskretion, der überlegten Rücksichtnahme, auf die Gefühle und Bedürfnisse der andern.
    Diskretion kann vieles sein: Klugheit, Takt, Umsicht, Beherrschung, Gefühl für das Maß. Aber letztlich und vor allem ist sie die Fähigkeit – eine der wichtigsten, die ein Mensch besitzen kann -, zu wissen, wie man sich eines Vertrauens würdig zeigt, wie man mit einer ganz persönlichen Mitteilung umgeht. Wir alle wissen von Geheimnissen – eigenen oder denen anderer. Zuweilen kann dieses Wissen eine schwere Last sein. Zuweilen erzwingen die Umstände eine qualvolle Wahl: Aussprechen oder schweigen? Was ist das Beste?

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澄澈 发表于 2008-12-21 16:51

Eine Fürsorgerin in einer Dienststelle, die sich mit schwierigen Kindern befaßt, erzählte mir vor kurzem von einem Mädchen, das ich Marilyn nennen werde. „Bis zum Alter von neun Jahren war Marilyn ein munteres Kind und gut in der Schule“, sagte die Frau. „Dann, sozusagen über Nacht, wurde sie plötzlich verschlossen, nervös, gelegentlich hysterisch. Die Schule stand vor einem Rätsel und riet Marilyns Mutter schließlich, ihre Tochter zu mir zu bringen. Ich stellte fest, daß das Kind ein traumatisches sexuelles Erlebnis gehabt hatte.
    Ich empfahl der Schule, ohne die Ursache von Marilyns Störung näher anzugeben, eine Spieltherapie. Die Schule wies indessen auf die Bestimmungen hin, die einen schriftlichen Bericht mit genauen Angaben erforderlich machten. Mir war klar, daß es eine schwere Schädigung für Marilyns späteres Leben bedeuten würde, wenn eine vertrauliche Mitteilung solcher Art in der Schulakten aufgenommen würde. Ich verabredete mich deshalb zum Essen mit der Schulpsychologin. Nachdem sie mich angehört hatte, willigte sie ein, daß nichts schriftlich niedergelegt würde und daß Marilyns Schwierigkeiten ein Geheimnis zwischen uns bleiben sollten.“
   Meine Fürsorge-Freundin hatte sich die Zeit genommen, die Dinge zu durchdenken. Sie hatte sich zuerst die Folgen überlegt und dann gehandelt. Ich glaube, das ist der Weg zum richtigen Umgang mit vertraulichen Mitteilungen.

澄澈 发表于 2008-12-21 16:52

Vor einigen Jahren, als ich mich auf einer U-Boot-Basis für einen Roman über Atom-U-Boote informierte, erzählte mir einer der Kommandanten, der gerade von einer Erkundungsfahrt zurückgekommen war, eine aufregende Geschichte. Kurz nachdem sein Boot zu der zweimonatigen Fahrt ausgelaufen war, erfuhr er, daß ein Mann der Besatzung jeden Augenblick eine Nachricht über die Geburt eines Kindes erwartete. Solche Mitteilungen wurden gewöhnlich über Funk durchgegeben, und zwar stets an den Kommandanten.
    Es war eine tragische Nachricht, die dann übermittelt wurde: die Frau war bei der Geburt gestorben. Nur der Kommandant hatte die Information erhalten. „Ich überlegte lange“, sagte er. „Dann rief ich den Mann zu mir und sagte ihm, beide, Mutter und Kind, seien wohlauf.“
    Seine Erklärung machte deutlich, warum er so gehandelt hatte: „Ich mußte befürchten, daß die Wahrheit Konzentration und Urteilskraft des Mannes beeinträchtigen würde. Er war für die Durchführung der Tauchmanöver verantwortlich. Ich mußte zuallererst an die Sicherheit der Mannschaft und des Bootes denken. Das Geheimnis mit sich herumzutragen war natürlich eine Qual. Jedesmal, wenn ich den Mann sah, mußte ich an mich halten, um nicht mit der Wahrheit herauszuplatzen. Als wir uns endlich dem Hafen näherten, sagte ich ihm, was geschehen war; der Man war voller Haß gegen mich. Aber später hat er mir gesagt, er hätte mich verstanden.“
    Nach meiner Meinung war dies ein einzigartiges Beispiel von Schweigenkönnen. Genau wie die Fürsorgerin hatte sich der Kapitän Zeit genommen, die Folgen abzuwägen.

澄澈 发表于 2008-12-21 16:52

    Eine zweite Regel für die Behandlung vertraulicher Mitteilungen – vielleicht die am schwersten zu befolgende – ist die, grundsätzlich den Mund zu halten, wenn man erregt und außer sich ist, In solchen Augenblicken sollte man sich an das alte arabische Sprichwort erinnern: „Ein Geheimnis ist dein Sklave, wenn du es bei dir behältst, dein Gebieter, wenn du es preisgibst.“
    Ein befreundeter Rechtsanwalt erzählte mir von einem Vorfall in seiner Familie, bei dem sich die aufgestauten Emotionen in einem höchst unerfreulichen Prozeß zwischen Familienmitgliedern zu entladen drohten. Sein Großvater war gestorben und hatte jedem der Enkelkinder eine bescheidene Summe hinterlassen. Als die Nachlaßformalitäten erledigt waren und der Zeitpunkt für die Verteilung des Geldes gekommen war, gestand der Testamentsvollstrecker – George, der Sohn des Verstorbenen -, daß er alles bei der geschäftlichen Investierung verloren habe, durch die er das Gesamtvermögen hatte vergrößern wollen. Die anderen Familienmitglieder hielten eine stürmische Sitzung ab, in der man zu dem Schluß kam, George wegen Veruntreuung ihm anvertrauter Gelder vor Gericht zu bringen. Schließlich wandten sie sich an meinem Freund als den Anwalt in der Familie. Wie dachte er darüber?
    „Ich erklärte, daß ich Verständnis für ihren Zorn hätte“, erzählte mir mein Freund. „Aber ich bat sie zu bedenken, ob der Preis dafür, daß sie ihre Wut an George ausließen, die Konsequenzen wert sei. Ihn vor Gericht zu bringen würde die Erbitterung innerhalb der Familie nur noch vergrößern. Wollten wir wirklich unsere schmutzige Wäsche vor der Öffentlichkeit waschen? Wollten wir Georges vier Kinder für ihr ganzes Leben mit Stigma der Verfehlung ihres Vaters belasten? War es nicht klüger, den Verlust zu tragen und die ganze Angelegenheit zu begraben? Sie stimmten schließlich zu.“
    Zorn, Empörung, Rachegefühle und jede ähnliche Form von Hemmungslosigkeit trüben das Urteilsvermögen. Mag auch der Gefühlsausbruch vorübergehend erleichtern, auf das Ganze gesehen ist er der Feid der Diskretion.

澄澈 发表于 2008-12-21 16:53

So klug es ist, mit Informationen über andere zurückhaltend zu sein, so klug ist es, nicht zuviel über sich zu erzählen. Eine mir bekannte Autorin berichtete von einer früheren Schulkameradin, deren Ehe langsam in die Brüche ging. Die beiden Frauen waren eng befreundet und sahen sich oft. Eines Tages lud die verzweifelte Ehefrau ihre Freundin zum Essen ein und ließ sich hinreißen, einige intime und peinliche Einzelheiten aus ihrem Eheleben zu erzählen. Am nächsten Tag, bei ruhigerem Nachdenken, muß sie entsetzt gewesen sein über ihre Enthüllungen, denn sie rief ihre Freundin nicht wieder an, ja sie brach jede Beziehung zu ihr ab.
    Sicher kannes oft helfen, sich mit jemandem, zu dem man Vertrauen hat, über ein Problem auszusprechen. Es kann sogar heilsam sein und genau das, was man braucht. Aber es gibt Grenzen. Mark Twain nannte eine Beichte, „gut für die Seele, aber schlecht für den Ruf“. Er hätte hinzufügen können, daß sie die beste Beziehung belasten, selbst zerstören kann.
    Dazu gibt es einen interessanten Nachtrag. Meine Bekannte sagte: „In dem Augenblick, als sie begann, von diesen intimen Dingen zu sprechen, hätte ich sagen sollen: ‚Ich will das nicht hören, ich will überhaupt nichts davon wissen.’ Wahrscheinlich wäre sie gekränkt gewesen, aber ich glaube, wir wären heute noch Freunde.“ Man kann es auch anders ausdrücken: So wie es manchmal indiskret ist, zu sprechen, ist es zuweilen indiskret, zuzuhören. Denn ist ein bedrückendes Geheimnis einmal aufgedeckt, so kann das nie wieder rückgängig gemacht werden. Derjenige, dem es anvertraut wurde, wird für immer zum Mitwisser, und dieses Wissen kann beide belasten.
    Der Mensch ist Mensch nur, weil es einen privaten Bereich gibt, den er der eigenen Seele, den er Herz und Geist vorbehält. Dies ist ein Teil seiner menschlichen Würde, ein Zeugnis seiner persönlichen Freiheit. Und wir sollten erkennen, daß ein Akt der Diskretion beide Seiten beglückt: den, um dessenwillen er geleistet wird, und jenen, der ihn leistet.

clooneyge 发表于 2008-12-21 18:20

看了最后一段,觉得这作者不太了解女人。。
很多女人前后言行不一,么什么道理好讲的。
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