linma 发表于 2009-7-11 17:11

Hectors Reise

为了鼓励自己阅读,决定每天发一章《Hectors Reise》上来,跟大家一起学习.
第一章《Hector ist nicht zufrieden》第二章《Hector steht sich Fragen》第三章《Hector macht eine wichtige Entdeckung》第四章《Hector bricht nach China auf》第五章《Hector speist gut zu Abend》第六章《Hector nähert sich dem Glück an》第七章《Hector nähert sich der Weisheit》第八章《Hector macht eine Entdeckung》第九章《Hector ist nicht verliebt》第十章《Hector ist traurig》第十一章《Hector trifft einen guten Freund wieder》第十二章《Hector macht sich nützlich》第十三章《Hector erhält eine Lektion in Unglück》第十四章《Hector lernt eine neue Lektion》第十五章《Hector versteht das Lächeln der Kinder besser》第十六章《Hector hat kein ruhiges Leben mehr》第十七章《Hector meditiert über seinen Tod》第十八章《Hector ist ein schlauer Fuchs》第十九章《Hector feiert》第二十章《Hector gewinnt an Höhe》第二十一章《Hector lernt ein bißchen Geschichte und Geographie》第二十二章《Hector träumt》第二十三章《Hector geht an den Strand und rechnet》第二十四章《Hector holt Auskünfte übers Familienleben ein》第二十五章《Hector erfährt,dass er nicht blöd ist》第二十六章《Hector lernt das Glück zu messen》第二十七章《Hector fliegt nicht auf den Mars》第二十八章《Hector macht eine praktische Erfahrung》第二十九章《Hector kehrt zurück an den Ursprung》第三十章《Hector erfindet das Spiel der fünf Familien》第三十一章《Hector hat eine schöne Reise gemacht》

linma 发表于 2009-7-11 17:11

本帖最后由 linma 于 2009-7-14 19:16 编辑

第一章《Hector ist nicht zufrieden》
Es war einmal ein junger Psychiater,der Hector hieß und mit sich nicht besonders zufrieden war.
Hector war unzufrieden,und doch sah er wie ein richtiger Psychiater aus:Er trug eine Brille mit kleinen runden Gläsern,die ihm einen intellektuellen Anstrich verlieh;er verstand es,er verstand es,den Leuten mit nachdenkenlicher Miene zuzuhören und dabei>>Hmm...<<zu machen,ja er hatte sogar einen kleinen Schnurrbart,an dem er herumzwirbelte,wenn er sehr nachdachte.
Sein Sprechzimmer sah ebenfalls aus wie das eines richtigen Psychiaters:Es gab dort eine altertümliche Couch(ein Geschenk seiner Mutter,als er die Praxis eingerichtet hatte),Nachbildungen von ägyptischen oder hinduistischen Figuren une eine große Bibliothek voller Bücher,die schwer zu lesen waren,mache von ihnen so schwer,dass er sie gar nicht erst gelesen hatte.
Viele Leute wollten bei Hector einen Termin haben,nicht bloß,weil er wie ein richtiger Psychiater aussah,sondern weil er ein Geheimnis kannte,von dem alle guten Ärzte wissen und das man an der Universität nicht lernt:Er interessierte sich wirklich für seine Patienten.
Wenn die Leute zum ersten Mal einen Psychiater aufsuchen,sind sie oftmals ein wenig verlegen.Sie haben Angst,er könnte sie für verrückt halten,obgleich sie doch wissen,dass er solche Leute gewohnt ist.Oder manchmal fürchten sie auch,ihr Fall wäre in seinem Augen nicht schlimm genug,und er würde ihnen sagen,sie sollten sich anderswo behandeln lassen.Aber weil sie nun einmal den Termin ausgemacht haben und gekommen sind,entschlißen sie sich doch,von ihnen wunderlichen kleinen Manien zu erzählen,von den seltsamen Gedanken,die ihnen durch den Kopf gehen und die sie noch niemandem anvertraunt haben,obwohl sie ihnen große Schmerzen bereiten,von den großen Ängsten oder den mächtigen Traurigkeiten,die ihnen ein gutes Leben unmöglich machen.Sie fürchten auch,nicht richtig erzählen zu können und den Arzt zu langweilen.Undman muss schon sagen,dass psychiater manchmal gelangweilt oder ermüdet aussehen.Wenn man das nicht gewohnt ist,kann man sich sogar fragen,ob sie einem überhaupt zugehörte haben.
Aber bei Hector war das fast nie so:Er schaute die Leute an,wenn sie ihre Geschichte erzählten,er nichkte ermutigend,machte seine kleinen>>Hmm<<s und zwirbelte dabei den Schnurrbart,und manchmal sagte er sogar:>>Warten Sie,erklären Sie mir das.Ich habe es nicht genau verstanden.<<Außer an den Tagen,an denen Hector sehr müde war,spürten die Leute,dass er wirklich hinhörte und ihre Geschichten sogar interessant fand.
Und so kammen die Leute von neuem in seine Sprechstunde,machten viele Termine aus,reichten seinen Namen an Freunde weiter oder sprachen mit ihrem Hausarzt darüber,der andere Patienten an Hector überwies.Bald brachte Hector lange Tage damit zu,anderen Leuten zuzuhören,und er begann,eine Menge Steuern zu zahlen,selbst wenn er die Konsultationen nicht sehr teuer in Rechnung stellt.(Seine Mutter sagte ihm immer,er sollte mehr Geld verlangen,aber ihm das peinlich.)
Eine Konsultation kostete bei ihm beispielsweise weniger als bei Madame Irina,die eine ziemlich berümmte Hellseherin war.Übrigens hatte sie ihm geraten:>>Doktor,Sie sollten Ihre Tarife anheben!<<
>>Na so was<<,hatte Hector entgegnet,>>das haben mir schon andere gesagt.<<
>>Ich spreche zu Ihnen wie eine Mutter;ich sehe,was gut für Sie wäre,Doktor.<<
>>Ja genau,wie steht es denn im Moment mit Ihrem Sehen!<<
Dazu muss man erklären,dass Madame Irina in Hectors Sprechstunde gekommen war,weil es ihr nicht mehr gelang,in die Zukunft zu schauen.Sie hatte großen Kummer gehabt wegen eines Herrn,der sie verlassen hatte,und seither sah sie nicht mehr wirklich in die Zukunft.
Zwar schaffte sie es dennoch,pfiffig, wie sie war,ihren Kunden irgend etwas Interessantes zu erzählen,aber weil auch ein wenig Ehrgefühl in ihr steckte,verdoß es sie,nicht mehr so hellsehen zu können wie früher.Also gab ihr Hector Pillen für Leute,die all zu traurig sind,und sie begann wieder ein bißchen zu sehen.
Hector wußte nicht recht,was er davon halten sollte.
Er war nicht nur erfolgreich,weil er es verstand,den Leuten zuzuhören.Er kannte auch die Tricks und Kniffe seines Metiers.
Zunächsteinmal wußte er, wie man eine Frage mit einer Frage beantwortet. Fragte ihn beispielsweise jemand >>Glauben Sie, dass ich da wieder rauskommen kann, Herr Doktor?<<, dann erwiderte er:>> Was heißt für Sie wieder herauskommen?<< Das zwang die Leute, über ihren Fall nachzudenken, und so half ihnen Hector, die Mittel zu finden, mit denen sie >> wieder herauskommen<<.
Dann wußte er auch gut über die Medikamente Bescheid. In der Psychiatrie ist das ziemlich einfach, weil es dort nur vier große Gruppen von Medikament gibt: Pillen, die man nimmt, wenn man zu traurig ist- die Antidepressiva-, Pillen, die man nimmt, wenn man zu viel Angst hat- die Anxiolytika-, Pillen, die man nimmt, wenn man wirklich zu bizarre Gedanken hat oder Stimmen hört- die Neuroleptika-, und dann Pillen, mit denen man die all zu hohen Höhen und die all zu tiefen Tiefen vermeidet- die Stimmungsstabilisierer. Nun ja, etwas komplizierter ist es schon, denn für jede Art von Medikamenten gibt es wenigstens ein Dutzend verschiedene Präparate mit komischen Namen, die sich eigens jemand ausgedacht hat, und der Psychiater muss jene Marke finden, die einem am besten zusagt. Mit den Medikamenten ist es ein bißchen wie mit Desserts: Es mag nicht jeder die gleichen.
WoMedikamente nicht ausreichten oder die Leute ganz einfach keine benötigten, hatte Hector ein anderes Hilfsmittel, die Psychotherapie. Das ist ein kompliziertes Wort, aber es besagt einfach nur, dass man den Leuten hilft, indem man ihnen zuhört und mit ihnen spricht. Aber aufgepaßt: nicht so, wie man alle Tage miteinander redet, sondern nach einer speziellen Methode. Wie bei den Pillen gibt es auch bei den Psychotherapien verschiedene Arten. Manche wurden von Leuten erfunden, die schon lange tot sind. Hector hatte eine Psychotherapie erlernt, deren Erfinder noch lebten, obgleich auch sie schon ziemlich alt waren. Es war eine Methode, bei der sich der Psychiater mit seinen Patienten unterhielt, und auch das mochten die Leute, denn manchmal hatten sie schon Psychiater angetroffen, die so gut wie nicht mit ihnen sprachen, und daran hatten sie sich nicht gewöhnen können.
Bei Madame Irina hatte es Hector kaum mit der Psychotherapie versucht, denn sobald er ihr eine Frage stellen wollte, sagte sie:>> Doktor, ich weiß schon, was Sie mich fragen wollen.<<
Am schlimmsten war, dass sie häufig recht hatte( wenn gleich nicht immer).
Mit den Kniffen seines Berufes, den Medikamenten, den Psychotherapien und seinem Geheimnis, sich wirklich für die Leute zu interessieren, war Hector also ein ziemlich gut Psychiater, was bedeutet, dass er zu den gleichen Ergebnissen gelangte wie ein guter Arzt, ein guter Herzspezialist beispielsweise: Manche seiner Patienten heilte er völlig; andere hielt er bei ordentlicher Gesundheit unter der Bedingung, dass sie jeden Tag ihre Pille einnahmen und von Zeit zu Zeit vorbeikamen, um mit ihm zu reden; einigen schließlich konnte er gerade mal helfen, ihre Krankheit zu ertragen, indem er versuchte, diese Krankheit so wenig schlimm werden zu lassen wie möglich.
Und trotzdem war Hector mit sich nicht zufrieden. Er war nicht zufrieden, weil er ganz deutlich sah, dass er die Leute nicht glücklich machen konnte.

linma 发表于 2009-7-11 17:12

本帖最后由 linma 于 2009-7-14 19:15 编辑

第二章《Hector steht sich Fragen》
Hector hatte seine Praxis in einer großen Stadt mit breiten Alleen, die von schönen alten Gebäuden gesäumt wurden. Diese Stadt unterschied sich von den meisten Großstädten der Welt: Ihre Bewohner aßen, bis sie satt waren; sie konnten sich kostenlos behandeln lassen, wenn sie krank wurden; die Kinder gingen zur Schule,und die meisten Leute hatten eine Arbeit. Man konnte auch vielen verschiedenen Filmvorführungen gehen und mußte dafür nicht sehr teuer bezahlen; es gab Museen, Schwimmbäder und sogar ein paar Ecken, wo man radeln konnte, ohne überfahren zu werden. DieLeute konnten auch jede Menge Fernsehprogramme empfangen, sie konnten alle möglichen Zeitungen lesen, und die Journalisten hatten das Recht, beinahe alles zu schreiben, was sie wollten. Die Leute hatten eine Menge Urlaub, selbst wenn das manchmal ein Problem war für diejenigen, die nicht genug Geld hatten zum Verreisen.
Obwohl alles besser lief als den meisten großen Städten der Erde, gab es dennoch Leute, die gerade mal genug Geld hatten zum Leben; es gab Kinder, die es nicht ertragen konnten, in die Schule zu gehen, und schlimme Dummheiten anstellten, oder sogar welche, die keine Eltern mehr hatten, die sich um sie hätten sorgen können. Es gab auch große Leute, die keine Arbeit hatten, und Leute, die dermaßen unglücklich waren, dass sie sich selbst zu behandeln versuchten, indem sie alles mögliche Zeug tranken oder ganz üble Pillen einnahmen. Aber diese Leute wohnten nicht in Hectors Stadtviertel. Trotzdem wußte er, dass es sie gab, denn er hatte viele von ihnen behandelt, als er noch am Krankhause gearbeitet hatte. Und das ging sogar weiter: Jeden Mittwoch war Hector nicht in seiner Praxis, sondern in Krankhause. Und dort traf er solche Leute wie Roger, den er fragte:>> Roger, haben Sie auch Ihre Medikamente eingenommen? <<
>>Ja, ja, der Herr ist mein Hirte, er leitet meine Schritte. <<
>> Das ist wohl so, aber haben Sie auch die Medikamente eingenommen? <<
>>Ja, ja, der Herr ist mein Hirte, er leitet meine Schritte. <<
Roger glaubte, dass der liebe Gott unaufhörlich zu ihm sprach, er hörte sozusagen Stimmen, und wenn er ihnen antwortete, redete er ganz laut. Warum auch nicht, werden Sie sagen. Das Problem war nur, dass Roger manchmal seine Medikamente nicht nahm und dann ganz alleine auf der Straße vor sich hinredete und sogar richtig laut, wenn er einen getrunken hatte. Und dann gab es Leute, die nicht nett waren und sich über ihn lustig machten. Weil Roger ziemlich stämmig war, ging das manchmal nicht gut aus, und er landete für einige Zeit in der Nervenklinik.
Roger hatte eine Menge andere Probleme: Er hatte niemals einen Vater oder eine Mutter gehabt, die für ihn dagewesen wären, in der Schule hatte es nicht recht geklappt, und seitdem er mit dem lieben Gott redete, wollten ihn die Leute nirgendwo mehr einstellen. Also füllte Hector zusammen mit einer Dame von der Sozialfürsorge haufenweise Formulare aus, damit Roger seine kleine Einzimmerwohnung in einem Viertel, wo Sie nicht unbedingt gern gelebt hätten, behalten konnte.
In Hectors Praxis ging es ganz anders zu als im Krankhause: Die Damen und Herrn, die zu ihm in die Sprechstunde kamen, hatten in der Schule ziemlich gute Noten gehabt und waren von einem Vater und einer Mutter großgezogen worden. Sie hatten eine Arbeit, und sie einmal keine mehr hatten, schafften sie es meist, eine neue zu finden; im allgemeinen waren sie gut gekleidet und konnten ihre Geschichte erzählen, ohne grammatische Fehler zu machen, und die Damen waren ziemlich hübsch( das machte die Sache für Hector bisweilenkompliziert).
Manche waren dennoch richtig krankoder hatten ein richtiges Unglück erlebt, und in diesen Fällen gelang es Hector größtenteils, sie mit Psychotherapien und Medikamenten zu behandeln. Aber es war auch viele dabei, die keine richtigen Krankheiten hatten, jedenfalls nicht solche, wie sie Hector als Student zu behandeln gelernt hatte, und sie hatten auch nicht richtiges Unglück erlebt wie etwa, dass ihre Eltern nicht gut zu ihnen gewesen wären oder dass sie einen sehr geliebt Mensch verloren hätten. Und trotzdem waren diese Leute nicht glücklich.
Zum Beispiel sah Hector in seiner Sprechstunde ziemlich oft Adeline, eine reizende junge Dame.
>>Wie geht’s? << fragte Hector sie.
>>Sie hoffen wohl, dass ich Ihnen eines Tages >Danke, sehr gut< antworten werde? <<
>>Warum denken Sie, dass ich das hoffe? <<
>>Sie müssen meine Geschichten doch langsam ein bißchen satt haben, oder? <<
Da hatte Adeline nicht ganz unrecht, selbst wenn Hector sie im Grunde gut leiden konnte. Adeline hatte Erfolg in ihrem Beruf, sie war Marketingspezialistin, wie man das heute nennt; sie verstand also die Dinge viel teurer zu verkaufen, als sie es eigentlich wert waren, und so waren ihre Chefs hochzufrieden mit ihr und gaben ihr oft fette Prämien.
Aber sie beklagte sich immerzu, vor allem über die Männer. Weil sie recht charmant war, hatte sie immer einen Mann in ihrem Leben, aber es lief niemals so, wie es sollte: Entweder war er nett zu ihr, aber dann fand sie ihn nicht aufregend, oder aber er war aufregend, und sie fand, dass er nicht besonders nett war; manchmal war er auch weder nett noch aufregend, und dann fragte sie sich, was sie eigentlich mit ihm anfangen sollte. Dazu kam, dass es immer ziemlich bedeutende Herren sein mußten, denn wer nicht bedeutend war, brauchte es bei Adeline gar nicht erst zu versuchen.
Indem er ihr eine Reihe von Fragen stellte, versuchte Hector ihr klarzumachen, dass der Gipfel des Glücks nicht unbedingt ein Maximum an Aufregung mit einem höchst wichtigen und dazu noch richtig netten Mann ist( vor allem können Sie sich ja vorstellen, wie leicht so einer zu finden ist – sehr wichtig und sehr nett zugleich...). Aber es war schwierig, denn Adeline war nun einmal anspruchsvoll.
Er traf auch Männer, die ein bißchen wie Adeline dachten: Sie wollten die aller aufregendste Frau, aber gleichzeitig sollte sie so richtig lieb zu ihnen sein und noch dazu Erfolg haben im Leben. In Arbeit lief es genauso: Sie wollten einen richtig bedeutenden Job, der ihnen aber auch die Freiheit ließ, sich>> selbst zu verwirklichen<<, wie manche das ausdrückten. Selbst wenn sie ineinem Job ganz erfolgreich waren, fragten sie sich, ob sie mit einer anderen Arbeit nicht viel glücklicher gewesen wären.
Alles in allem sagten diese eher gut gekleideten Leute also, dass sie ihr jetziges Leben nicht mochten; sie stellten sich Fragen über ihren Beruf, sie fragten sich, ob sie mit der richtigen Person verheiratet oder beinahe verheiratet waren, sie hatten den Eindruck, dass sie in ihrem Leben gerade etwas Wichtiges verpaßten und die Zeit ihnen zwischen den Fingern verrann, dass sie es nicht schafften, all das zu sein, was sie sein wollten.
Sie fühlten sich nicht glücklich, und das war nicht gerade zum Lachen; einige dachten sogar daran, sich umzubringen, und Hector mußte sich sehr um sie kümmern.
Eines Tages fragte er sich, ob er solche Leute womöglich richtiggehend anzog. Vielleicht lag in seiner Art zu reden etwas, das ihnen besonders gefiel? Oder in der Art und Weise, wie er sie ansah und seinen Schurrbart zwirbelte, vielleicht sogar in seinen Hindu-Figürchen? In ganz beiläufigem Ton erkundigte er sich bei seinen Kollegen, die sich schon vor längerer Zeit niedergelassen hatten. Kümmerten sie sich bloß um Patienten mit richtigen Krankheiten? Die Kollegen guckten Hector an, als hätte er eine etwa dämliche Frage gestellt. Natürlich befaßten sie sich nicht nur mit Leuten, die richtig krank waren! In ihrer Sprechstunde hatten auch sie viele Personen, die mit ihrem Leben nicht zufrieden waren und sich unglücklich fühlten. Und aus dem, was sie sagten, schloß Hector, dass sie es mit diesen Leuten auch nicht viel besser hinbekamen als er.
Noch seltsamer war jedoch, dass es in diesen Stadtteilen, wo die meisten Leute viel mehr Glück hatten als die Bewohner der anderen Viertel, mehr Psychiater gab als in allen anderen Stadtteilen zusammen und dass dort Monat für Monat neue Praxen öffneten. Und wenn man auf die Weltkarte der Psychiatrie schaute( suchen Sie nicht nach ihr, sie ist sehr schwer zu finden), konnte man sehen, dass es in Ländern wie jenem, wo Hector wohnte, viel mehr Psychiater gab als im Rest der Welt, wo doch wesentlich mehr Leute lebten.
All dies war sehr interessant, brachte Hector aber auch nicht weiter. Er hatte den Eindruck, diesen unglücklichen Leuten nicht helfen zu können. Selbst wenn sie gern wieder einen neuen Termin aus machten, ihn bedrückte es immer mehr. Er hatte bemerkt, dass ihn eine Sprechstunde mit solchen unzufriedenen Leuten viel müder machte als eine Konsultation mit Patienten wie Roger. Und weil er immer häufiger diese Unglücklichen ohne Unglück sah, wurde er immer müder und sogar selbst ein bißchen unglücklich. Er begann sich zu fragen, ob er den richtigen Beruf gewählt hatte, ob er mit seinem Leben zufrieden war und ob er nicht gerade etwas Wichtiges verpaßte. Da bekam er es mit der Angst zu tun, weil er sich fragte, ob diese unglücklichen Leute nicht womöglich ansteckend waren. Er dachte daran, selbst ein paar Pillen zu nehmen(er wußte, dass manche seiner Kollegen welche nahmen), aber er überlegte noch einmal und fand, dass es keine gute Lösung war.
Eines Tages sagte Madame Irina zu ihm:>> Doktor, ich sehe, dass Sie sehr müde sind. <<
>> Oh, es tut mir leid, wenn man das merkt. <<
>> Sie sollten wirklich Urlaub machen, das würde Ihnen guttun. <<
Hector fand diese Idee gut: Wie wäre es, wenn er eine richtige Urlaubsreise machte?
Aber weil er gewissenhaft war, wollte er seine Ferien so einrichten, dass sie ihm dazu dienten, ein besserer Psychiater zu werden.
Und so beschloß er, eine Reise um die Welt zu unternehmen, und überall wollte er versuchen zu begreifen, was die Leute glücklich oder unglücklich machte. Wenn es denn eine geheime Glücksformel gab, sagte er sich, dann würde er sie auf diesem Wege früher oder später gewiß entdecken.

蜜柚茶 发表于 2009-7-12 14:14

嘻嘻,偶也买了Hectors Reise的hoerbuch,这几天也在听这本书.很有意思。

linma 发表于 2009-7-14 18:14

3.Hector macht eine wichtige Entdeckung
Hector teilte seinen Patienten mit, dass er in Urlaub fahren wolle.
Als sie diese Nachricht vernahmen, sagten manche Patienten, vor allem die mit den schlimmsten Krankheiten:>> Sie haben recht, Doktor, Sie müssen mal ausspannen. Mit einem Beruf, wie Sie ihn haben...<< Andere hingegen waren ein wenig verärgert, dass Hector in urlaub fuhr. Sie sagten zu ihm:>> Dann kann ich also mehrere Wochen lang nicht in Ihre Sprechstunde kommen, oder was?<< Dies waren oftmals die unglücklichen Leute, die Hector nicht glücklich zu machen verstand und die ihn so sehr ermüdeten.
Hector hatte eine gute Freundin namens Clara, und auch ihr mußte er verkünden, dass er in Urlaub fahren wollte. Er fragte das nicht bloß aus Höflichkeit, sondern weil er Clara sehr mochte und wie sie beide fanden, dass sie sich zu selten sahen.
Hector und Clara liebten sich, aber sie hatten Mühe, sich gemeinsam etwas vorzunehmen. Sie hätten beispielsweise heiraten oder ein Baby bekommen können, aber mal war es Clara, die mehr Lust darauf hatte, mal war es Hector, und es kam praktisch nie vor, dass beide gleichzeitig große Lust hatten.
Clara arbeitete viel, und zwar in einer großen Firma- einem Pharmalabor, das genau die Pillen fabrizierte, welche die Psychiater verschrieben. So hatte sie eines Tages auch Hector kennengelernt, auf einem Kongreß, der den Psychiatern die neuesten Neuheiten vorstellen sollte, besonders aber die wunderbare neue Pille, die Claras Labor gerade erfunden hatte.
Clara wurde sehr, sehr gut dafür bezahlt, dass sie für die Pillen Namen fand, die den Psychiatern und Patienten in allen Ländern der Erde gefielen. Und auch dafür, dass sie ihnen den Eindruck vermittelte, die Pillen aus ihrem Labor seien viel besser als die der anderen Firmen.
Sie war noch jung, hatte in ihrem Beruf aber schon viel erreicht: Wenn Hector sie in der Firma anrief, konnte er sie fast nie sprechen, wie sie ständig in irgendeiner Sitzung war. Und wenn sie übers Wochenende mit Hector wegfuhr, nahm sie immer Arbeit mit und tippte auf ihrem Laptop, während Hector spazierenging oder neben ihr auf dem Bett schlief.
Als Hector Clara vorschlug, mit ihm gemeinsam zu reisen, entgegnete sie ihm, sie könne doch nicht so mir nichts, dir nichts verschwinden, denn es müssen über den Namen der neuen Pille aus ihrem Labor entschieden werden( einer Pille, die besser sein sollte als alle Pillen, die seit Erschaffung der Welt fabriziert worden waren).
Hector sagte dazu nichts, er verstand es ja, aber trotzdem war er ein wenig verärgert. Er fragte sich, ob eine gemeinsame Reise im Grunde nicht wichtiger war als Sitzungen, auf denen es um den Namen für ein Medikament ging. Aber weil er es durch seinen Beruf gewohnt war, den Standpunkt der anderen zu verstehen, sagte er zu Clara einfach:>> Okay, okay, ich sehe es ein. <<
Später, als sie in einem Restaurant zu Abend aßen, erzählte Clara, wie kompliziert das Leben in ihrem Büro war. Sie hatte zwei Chefs, die sie beide gut leiden konnten, aber die sich gegenseitig nicht mochten. Das war nun sehr schwierig für Clara, denn arbeitete sie für den einen, riskierte sie immer, den anderen zu verstimmen, und wenn sie für den anderen arbeitete, war es genau umgekehrt, dann war nämlich der einer sauer- Siewiesen schon, was ich meine. Hector verstand nicht recht, weshalb sie zwei Chefs zur gleichen Zeit hatte, aber Clara erklärte ihm, dass sie an einer Sache lag, die >> Matrixorganisation<< hieß. Hector sagte sich, dass sich das anhörte wie ein Ausdruck, den Psychiater erfunden hatten, und dass man sich deshalb nicht zu wundern brauchte, wenn es die Lage verkomplizierte und die Leute ein bißchen verrückt machte.
Er hatte Clara noch nicht den wahren Grund für seine Reise verraten, denn zu Beginn des Abendessens hatte vor allem Clara geredet und von ihren Bürosorgen berichtet, beschloß er, auf der Stelle mit seiner Umfrage über das, was die Leute glücklich oder unglücklich machte, zu beginnen. Als Clara gerade zu reden aufgehört hatte, um sich ihrem Teller zu widmen, schaute Hector sie an und fragte:>> Bist du eigentlich glücklich? <<
Clara legte ihre Gabel hin und blickte Hector an. Sie sah ganz betroffen aus und fragte ihn: >> Willst du mich verlassen?<<
Und Hector sah, dass sie feuchte Augen hatte wie jemand, der gleich zu weinen anfängt, er legte seine Hand auf die von Clara und erklärte, er wolle sie nicht verlassen, nicht im geringsten( selbst wenn er in Wahrheit manchmal daran gedacht hatte), er habe sie das einfach nur gefragt, weil er seine Untersuchung beginnen wollt.
Clara wirkte jetzt ein bißchen beruhigter, wenn auch nicht sehr, und Hector erklärte ihr, weshalb er besser begreifen wollte, was die Leute eher glücklich oder eher unglücklich machte. Aber schon jetzt wollte er eins wissen: Warum hatte Clara gedacht, Hector möchte sie verlassen, als er sie bloß gefragt hatte, ob sie glücklich war?
Sie entgegnete ihm, dass sie die Frage als Kritik aufgefaßt hatte, so, als hätte Hector ihr gesagt >> Du wirst es doch nie schaffen, glücklich zu sein<< , und dass sie daraus geschlossen hatte, er wolle nicht mehr bei ihr bleiben, denn selbstverständlich hat kein Mensch Lust, mit jemandem zusammenzuleben, der niemals glücklich wird. Hector antwortete ihr, dass er so etwas überhaupt nicht hatte sagen wollen. Und um sie wieder ganz zu beruhigen, machte er kleine Scherze, die Clara zum Lachen brachten, und diesmal fühlten sich beide gleichzeitig verliebt, bis der Abend vorüber war und sogar noch hinterher, als sie schlafen gingen.
Später, als Hector an Claras Seite einschlief, sagte er sich, dass eine Untersuchung gut begonnen hatte, schon jetzt hatte er zwei Dinge gelernt.
Eins wußte er ja längst, aber es war gut, wenn er es sich einmal mehr klarmachte: Frauen sind ziemlich kompliziert, selbst für einen Psychiater.
Und die andere Erkenntnis sollte ihm in der Folge noch nützlich sein: Wenn man die Leute fragt, ob sie glücklich sein, muß man sehr aufpassen, weil man sie mit dieser Frage sehr durcheinanderbringen kann.

liebeblume 发表于 2009-7-14 20:06

坚持下去哦!{:5_327:}

vivismiletter 发表于 2009-7-15 21:10

我也来助威。

linma 发表于 2009-7-16 12:46

4. Hector bricht nach China auf
Hector beschloß, sich nach China aufzumachen. Er war noch nie dort gewesen, und solch eine Reise schien ihm gut geeignet, um über das Glück nachzudenken. Er erinnerte sich an die Abenteuer von Tim und Struppi in Der Blaue Lotos und auch an Herrn Wang, den Adoptivvater von Tims Freund Tschang, mit seinem großen weißen Bart und seinem weisen Auftreten wirkte dieser alter chinesische Herr ganz so, als hätte er über das Glück Interessantes zu erzählen, und im heutigen China gab es gewiß immer noch Leute wie ihn. Außerdem wird in Der blaue Lotos der Sohn dieses würdigen Herrn verrückt und macht seine Eltern damit sehr unglücklich. Als sie in Tränen ausbrechen, versucht Tim sie zu trösten, aber es gelingt ihm nicht so richtig. Zum Glück kann er später einen berühmten chinesischen Professor aus den Klauen von Bösewichtern befreien, und dieser Professor schafft es, Herrn Wangs Sohn zu heilen, am Ende ist jedermann sehr froh, und vielleicht hatte der kleine Hector, als er dieses ergreifende Abenteuer las, zum ersten Mal daran gedacht, Psychiater zu werden( selbst wenn er das Wort damals noch nicht kannte). Hector hatte mit Clara auch eine ganze Reihe chinesischer Filme im Kino gesehen und dabei bemerkt, daß die Chinesinnen sehr hübsch waren, auch wenn man von ihnen in Der blaue Lotos nicht viel mitbekommen hatte.
Als er ins Flugzeug stieg, hatte die Stewardeß eine gute Nachricht für ihn:Die Fluggesellschaft hatte für den Teil des Flugzeugs, in dem Hector reisen sollte, zu viele Leute vorgesehen, und so bekam er einen Sitzplatz in einem anderen Teil, wo man normalerweise viel mehr bezahlen mußte, dieser Teil des Flugzeugs nannte sich business class, womit man den Anschein erwecken wollte, dass die Leute dort saßen, weil sie in geschäftlichen Angelegenheiten reisten, und nicht einfach, weil es ihnen Spaß machte, einen bequemen Sessel zu haben, Champagner und einen kleinen Fernseher ganz für sich allein.
Hector fühlte sich sehr glücklich, dort zu sitzen, sein Sessel war wirklich sehr bequem, die Stewardessen hatten ihm Champagner serviert, und er fand, dass sie ihn oft anlächelten, viel häufiger, als wenn er in der anderen Klasser reiste. Vielleicht waren das aber auch die Wirkungen des Champagners.
Währen das Flugzeug immer höher in den Himmel stieg, begann er mit dem Nachdenken. Warum fühlte er sich so glücklich, hier zu sitzen?
Natürlich, er konnte nach Belieben sie Beine ausstrecken, Champagner trinken und sich entspannen. Aber das konnte er zu Hause in seinem Lieblingssessel auch, und selbst wenn das ebenfalls angenehm war, machte es ihn nicht so glücklich wie in diesem Augenblick und in diesem Flugzeug.
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Zwei oder drei Personen lächelten und ließen ebenfalls ihre Blicke schweifen, und er dacht, das dies Leute wie er waren, die man mit einem Platz in der business class überrascht hatte. Er drehte sich zu seinem Nachbarn hin, das war ein Herr, der mit ernsthafter Miene eine englischsprachige Zeitung voller Zahlenkolonnen las. Er hatte keinen Champagner genommen, als die Stewardeß ihm welchen angeboten hatte. Er war ein bißchen älter als Hector, auch ein bißchen dicker, und er trug eine Krawatte, auf die kleine Känguruhs gezeichnet waren; also dacht Hector, dass er nicht in den Urlaub fuhr, sondern für seine Arbeit verreiste.
Später begannen sie sich zu unterhalten. Der Herr hieß Charles, und er fragte Hector, ob er zum ersten Mal nach China reise. Hector bejahte das. Charles erklärte, dass er China ein bißchen kenne, denn er hatte dort unten Fabriken, in denen die Chinesen für weniger Geld arbeiteten, als es im Land von Hector und Charles üblich war. >> Nicht so teuer wie bei uns und genauso gut! << setzte er hinzu.
In diesen Fabriken stellte man alle möglichen Dinge für Kinder her, Möbel, Spielsachen, elektronische Spiele. Charles war verheiratet und hatte drei Kinder; sie hatten immer eine Menge Spielzeug, weil ihr Papa Fabriken besaß, in denen es hergestellt wurde!
Hector hatte die Ökonomie nie so richtig begriffen, aber er fragte Charles, ob es nicht ärgerlich sei, all das von Chinesen fabrizieren zu lassen, und ob man damit nicht riskiere, den Landsleuten von Hector und Charles die Arbeit wegzunehmen.
Ein bißchen vielleicht schon, erklärte Charles, aber wenn er Arbeiter aus seinem Land beschäftigen würde, wären seine Spielsachen um so vieles teurer als die anderswo produzierten, dass sie sowieso kein Mensch kaufen würde; man brauche es gar nicht erst zu versuchen. >> So ist das eben mit der Globalisierung<<, sagte Charles zum Schluß. Hector dachte, dass er das Wort Globalisierung auf seiner Reise gerade zum ersten Mal gehört hatte, aber bestimmt nicht zum letzten Mal. Charles fügte noch hinzu, dass die ganze Sache auch etwas Gutes habe, denn so würden die Chinesen weniger arm und könnten ihren Kindern bald Spielzeug kaufen.
Hector sagte sich, dass er mit der Psychiatrie eine gute Wahl getroffen hatte, denn bestimmt passierte es nicht so bald, dass die Leute nach China gingen, um ihre Probleme den chinesischen Psychiatern zu schildern, wenngleich diese gewiß sehr gut waren.
Er stellte Charles noch andere Fragen über China und wollte vor allem wissen, ob die Chinesen sehr anders waren. Charles dachte nach und meinte, letztendlich und im großen und ganzen sei das nicht so. Unterschiede merke man vor allem zwischen den Leuten aus den Großstädten und denen vom Lande, aber das gelte ja für alle Länder der Welt. Allerdings sagte er Hector auch, dass er geringe Chancen haben werde, dort unten jemanden wie den Vater von Tschang zu treffen, denn China habe sich seit der Epoche des Blauen Lotos sehr verändert.
Schon seit dem Beginn ihres Gesprächs wollte Hector Charles fragen, ob er glücklich sei, aber er dachte daran, wie Clara reagiert hatte, und wollte diesmal besser aufpassen. Schließlich begann er mit der Bemerkung >> Wie komfortabel diese Sitze sind! <<, denn er dacht, Charles würde dann vielleicht sagen, dass er sehr froh sei, in der business class zu reisen, und man könnte über das Glück reden.
Aber Charles brummte nur:>> Pah, die lassen sich lange nicht so gut runterklappen wie die in der first class.<< Und Hector verstand, dass es für Charles eine Gewohnheit war, in der business class zu reisen, aber dass man ihn eines Tages in der first class( einem noch teureren Teil des Flugzeugs) plaziert hatte, woran er seitdem stets denken mußte.
Das macht Hector nachdenklich. Charles und er saßen in absolut gleichen Sesseln und tranken den gleichen Champagner, aber all das machte Hector viel glücklicher, denn er war es ja nicht gewohnt. Und noch ein Unterschied: Charles hatte damit gerechnet, in der business class zu reisen, während es für Hector eine schöne Überraschung gewesen war.
Es war das erste kleine Glück auf seiner Reise gewesen, aber als er Charles ansah, wurde Hector doch unruhig Womöglich würde auch er bei seinen nächsten Reisen in der economy class jedesmal der business class nachtrauern, so, wie Charles heute der first class nachtrauerte?
Hector sagte sich, dass er gerade auf eine erste Lektion gestoßen war. Er nahm ein Notizbüchlein, das er sich extra zu diesem Zweck gekauft hatte, und notierte:
Lektion Nr. 1: Vergleiche anzustellen ist ein gutes Mittel, um sich sein Glück zu vermiesen.
Er dachte, dass dies keine besonders positive erste Lehre war, und so versuchte er, gleich noch eine zu finden. Er trank noch ein paar Schlucke Champagner, und dann schrieb er:
Lektion Nr. 2: Glück kommt oft überraschend.

candyrainbownew 发表于 2009-7-16 15:09

{:6_400:} 好贴!

linma 发表于 2009-7-17 10:42

5. Hector speist gut zu Abend
Bei seiner Ankunft in China war Hector sehr überrascht. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass alles genauso aussah wie in Der blaue Lotos( Hector ist ja intelligent, vergessen Sie nicht, dass der Psychiater ist) – aber trotzdem...
Er war in einer Stadt angelangt, in der es viele hohe und moderne Türme aus Glas gab. Sie sahen aus wie jene, die man rund um Hectors Stadt erbaut hatte, um dort Büros einzurichten, bloß dass diese chinesische Stadt am Fuße einer kleinen Bergkette und genau am Meeresufer lag. Die Gebäude und Straßen glichen aufs Haar denen, die man in Hectors Land antraf. Der einzige Unterschied war, dass in den grauen Anzügen lauter Chinesen steckten. Ihr Schritt war eilig, und sie sprachen beim Gehen ziemlich laut in ihre Handys. Er begegnete auch gar nicht wenigen Chinesinnen, und von Zeit zu Zeit war eine sehr hübsche darunter, aber viel seltener als in den Filmen. Sie schienen es eilig zu haben und waren ein bißchen wie Clara angezogen; man spürte, dass auch sie eine Menge Sitzungen haben mußten, wenn sie in ihren Büros waren.
Aus dem Taxi, das ihn zum Hotel brachte, sah Hector nur ein einziges Haus, das einem richtigen chinesischen Haus ähnelte und ein drolliges Dach hatte: Es stand eingezwängt zwischen zwei großen Mietshäusern und war ein Antiquitätengeschäft. Hectors Hotel war ein gläserner Turm und ähnelte all den Hotels, in die er schon zu Kongressen eingeladen worden war, welche die Pharmalabore organisierten. Er sagte sich, dass es schon begann, nicht mehr so richtig nach Ferien auszusehen.
Glücklicherweise hatte Hector einen Freund, der Edouard hieß und in dieser Stadt wohnte, sie hatten gemeinsam das Gymnasium besucht, aber statt Psychiater zu werden, war Edouard Banker geworden und hatte jetzt viele Seidenkrawatten mit einem Muster aus kleinen Tierchen; er spielte Golf und las jeden Tag englischsprachige Zeitungen voller Zahlen, ein bißchen wie Charles, nur dass Edouard niemals eine Fabrik betreten hatte.
Hector und Edouard trafen sich zum Abendessen in einem Restaurant, ganz oben in einem Hochhausturm. Es war wundervoll dort, man sah die Lichter der Stadt und die Schiffe auf dem Meer. Aber Edouard schien nicht darauf zu achten, er hatte vor allem ein Auge für die Weinkarte.
>> Einen französischen, italienischen oder kalifornischen? << fragte er Hector sogleich.
Hector entgegnete: >> Was für einen magst du am liebsten? << Denn wie wir schon sagten, verstand er es, eine Frage mit einer anderen Frage zu beantworten, und so schaffte es Edouard, selbst herauszufinden, welche Weine er bestellen sollte.
Edouard sah ein ganzes Stück älter aus als bei seiner letzten Begegnung mit Hector. Er hatte Tränensäcke unter den Augen und so etwas Ähnliches auch ein bißchen unterm Kinn, und er wirkte sehr, sehr müde. Er erklärte Hector, dass er achtzig Stunden pro Woche arbeitete. Hector rechnete aus, dass das beinahe doppelt so viele Arbeitsstunden wie bei ihm waren, und Edouard tat ihm wirklich leid: Es war schrecklich, wenn man so viel arbeiten mußte. Aber als Edouard ihm erzählte, wieviel Geld er verdiente, rechnete Hector aus, dass es das Siebenfache seines eigenen Einkommens war, und da tat ihm Edouard schon weniger leid. Und als er sah, was die Weine kosteten, die Edouard bestellt hatte, sagte er sich, dass sein Freund glücklicherweise soviel Geld verdiente, denn wie hätte er sonst die Rechnung bezahlen können.
Weil Edouard ein alter Freund war, hatte Hector gar kein unbehagliches Gefühl dabei, ihn zu fragen, ob er glücklich sei. Edouard lachte, aber es war kein Lachen, wie es die wirklich zufriedenen Leute haben. Er erklärte Hector, dass man bei so viel Arbeit nicht einmal die Zeit hat, sich diese Frage zu stellen. Das sei im übrigen auch der Grund, weshalb er seine Arbeit hinwerfen werde.
>> Jetzt gleich, auf der Stelle? << fragte ihn Hector überrascht. Er überlegte, ob Edouard das vielleicht spontan beschlossen hatte, weil er sah, dass Hector weniger müde wirkte als er selbst.
>> Nein, ich höre auf, wenn ich drei Millionen Dollar verdient habe. <<
Edouard erläuterte, dass dies seinem Beruf gängige Praxis war, Die Leute arbeiteten viel, und sobald sie genügend Geld verdient hatten, gaben sie ihren Posten auf und machten etwas anderes oder manchmal auch gar nichts.
>> Und dann sind sie glücklich? << wollte Hector wissen.
Edouard dachte angestrengt nach und meinte dann, dass viele Leute, nachdem sie jahrelang so hart gearbeitet hatten, schon ein bißchen verkorkst waren, wenn sie aufhörten: Sie hatten Probleme mit der Gesundheit, und manche hatten sich daran gewöhnt, schlechte Pillen zu nehmen, um noch länger arbeiten zu können, und kamen nur mit Mühe davon los. Oftmals waren sie geschieden, weil es immerzu Sitzungen gab und sie deshalb ihre Frauen nicht sehen könnten. Sie machten sich auch Sorgen um ihr Geld(denn selbst wenn man eine Menge verdient hat, kann man es wieder verlieren, besonders wenn man alle Tage solche Weine bestellt wie Edouard), und oftmals wußten sie nicht mehr recht, was sie mit sich anfangen sollten, denn bis dahin hatten sie nichts anderes gekannt als ihre Arbeit.
>> Trotzdem kommen einige ganz gut zurecht<< , sagte Edouard.
>> Welche sind das? << fragte ihn Hector.
>> Diejenigen, dieweitermachen << , entgegnete Edouard.
Und er hörte zu reden auf, um das Etikett der Weinflasche zu betrachten, die ihm der chinesische Weinkellner hinhielt(ein chinesischer Weinkellner sieht aus wie ein normaler Weinkellner, außer dass er Chinese ist).
Hector bat Edouard, ihm zu erklären, worin seine Arbeit eigentlich bestand. Edouards Bereich nannte sich >> Fusionen und Übernahmen<<. Da war Hector schon ein bißchen im Bilde, denn zwei von den Pharmalaboren, die für die Psychiater die Pillen fabrizierten, hatten eine Fusion gemacht. Sie waren zu einem einzigen großen Labor geworden und trugen jetzt einen neuen Namen, der nichts sagte. Komisch war bloß, dass das große Labor schlechter funktionierte als vorher die beiden kleineren. Hector hatte mitbekommen, dass nicht wenige Leute( jene, die in den Zeitungen die Seiten mit den Zahlenkolonnen lesen) viel Geld verloren hatten und unzufrieden waren. In der gleichen Zeit waren Leute, die in den beiden früheren Laboren gearbeitet hatten, zu ihm in die Psychiaterische Sprechstunde gekommen! Sie hatten große Angst oder waren sehr traurig, denn selbst wenn das neueLabor nur einen einzigen Namen hatte, wußten die Leute aus den beiden alten Laboren doch, wer von welcher Seite gekommen war; die einen verstanden sich nicht gut mit den anderen, und viele fürchteten, ihre Arbeit zu verlieren.
Edouard sagte, das wundere ihn gar nicht, denn mit den Fusion sei das oft so: Am Ende lief es nicht besonders, die reichen Leute verloren ihr Geld und die nicht so reichenihr Arbeit.
>> Aber weshalb gibt es dann immer noch Fusionen? << fragte Hector.
>> Damit wir was zu tun haben <<, sagte Edouard und lachte.
Es machte ihmVergnügen, Hector zu treffen; er sah schon viel zufriedener aus als zu Beginn des Abendessens.
页: [1] 2 3 4
查看完整版本: Hectors Reise