Genug oft, dass zwei Menschen sich berühren,
- nicht leiblich, geistig nur - dass sie sich "sehn",
dass sie sich einmal gegenüberstehn -
um sich danach auf immer zu verlieren.
Genug oft, dass ein Lächeln zweier Seelen
vermählt - oh nicht vermählt! Nur dies: sie führt,
so voreinander schweigend und erschüttert,
dass ihnen alle Wort' und Wünsche fehlen,
und jede, unaussprechlich angerührt,
nur tief vom Zittern der verwandten zittert.
Christian Morgenstern
[ 本帖最后由 澄澈 于 2008-10-23 19:16 编辑 ] 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:33 编辑
原帖由 iamshirley 于 2008-10-20 18:41 发表 http://dolc.de/forum/images/common/back.gif
Toi Toi Toi
{:5_335:} {:5_360:} 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:34 编辑
Herbst
Rainer Maria Rilke
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
[ 本帖最后由 澄澈 于 2008-10-22 22:42 编辑 ] 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:35 编辑
Herbstgedicht
Langsam fällt jetzt Blatt für Blatt
von den bunten Bäumen ab.
Jeder Weg ist dicht besät
und es raschelt, wenn man geht.
Bunte Blätter fall´n vom Baum
schweben sacht, man hört es kaum
Plötzlich trägt der Wind sie fort
wirbelt sie von Ort zu Ort
Wie sie flattern, wie sie fliegen
sinken und am Boden liegen.
本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:36 编辑
Lebensregel
Erich Mühsam
An allen Früchten unbedenklich lecken;
vor Gott und Teufel nie die Waffen strecken;
Künftiges mißachten, Früheres nicht bereuen;
den Augenblick nicht deuten und nicht scheuen;
dem Leben zuschaun; andrer Glück nicht neiden;
stets Spielkind sein, neugierig noch im Leiden;
am eigenen Schicksal unbeteiligt sein
das heißt genießen und geheiligt sein. Ich bin
Otto Lenk
Ich bin mir genug
Bin zwar Nichts
Unbedeutend im Sein
Aber ich bin
Ich
Bin mir genug
im Sein 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:38 编辑
http://www.youtube.com/v/N7LDx64LyoU&hl=de&fs=1
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt. 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:39 编辑
Fragen
Andrea Priller
Und woraus wohl die Zwänge gemacht sind
Die uns festhalten an einem Ort an einer
Gewohnheit an einem
Menschen an einer Pflicht
Die uns festhalten
Uns die wir frei geboren sind
Frei
Zu gehn wohin wir wollen
Und warum wir dieses Leben führen
Und nicht ein anderes. 本帖最后由 澄澈 于 2009-2-24 16:42 编辑
Hermann Hesse
Wenn du die kleine Hand mir gibst,
Die so viel Ungesagtes sagt,
Hab ich Dich jemals dann gefragt,
Ob du mich liebst?
Ich will ja nicht, das du mich liebst,
Will nur, daß ich dich nahe weiß
Und daß du manchmal stumm und leis
Die Hand mir gibst.
Manchmal, wenn ein Vogel ruft
oder ein Wind in den Zweigen
oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
dann muß ich lange lauschen und schweigen.
Meine Seele flieht zurück,
bis wo vor tausend vergessenen Jahren
der Vogel und der wehende Wind
mir ähnlich und meine Brüder waren.
Meine Seele wird ein Baum
und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?
Jung sein und Gutes tun ist leicht,
und von allem Gemeinen entfernt sein;
aber lächeln, wenn schon der Herzschlag schleicht,
das will gelernt sein.
Ich bin ein Stern am Firmament,
Der die Welt betrachtet, die Welt verachtet,
Und in der eignen Glut verbrennt.
Ich bin das Meer, das nächtens stürmt,
Das klagende Meer, das opferschwer
Zu alten Sünden neue türmt.
Ich bin von Eurer Welt verbannt
Vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
Ich bin der König ohne Land.
Ich bin die stumme Leidenschaft,
Im Haus ohne Herd, im Krieg ohne Schwert,
Und krank an meiner eignen Kraft.